was man ganz deutlich sehen konnte. Nicht lange darauf wiederfuhr dasselbe Schicksal der schönen überbauten Landbrücke. Das Gefecht ging den ganzen Nachmittag fort; man brachte auch schon Verwundete von österreichischer Seite in das Lehngericht, und gegen Abend war schon alles voll den denselben, dass viele in Bürgerhäusern untergebracht werden mussten. In Flöha war der Gutsbesitzer Rudolph mit erschossen worden; auch die Dienstmagd in der Mühle, mit Namen Streu, aus Plaue, wurde durch einen Schuss verwundet,
dass sie fast verhungern musste.
Auf dem Webermeisterhaus waren auch Verwundete; unter diesen war auch ein Österreichischer Hauptmann, der nicht zu den gebildetsten gehörte. Er verlangte mit dem Herrn Amtmann zu sprechen, und dabei war er äußerst aufgebracht; er schimpfte so lange, bis der Amtmann kam, dann wurden sie einig und dieser nahm
ihn mit aufs Schloss.
Die Nacht war schauderhaft; es musste Holz aus dem Wald mit Wagen geholt werden, damit
die Biwakfeuer unterhalten werden konnten.
Der andere Tag, der 9. Oktober, brach an und der Kampf wurde erneuert, wobei es den armen Einwohnern zu Falkenau, Gückelsberg, Flöha und Plaue traurig erging. Sie hatten sich mit ihrem Vieh in den Wald geflüchtet, allein auch da waren sie nicht sicher. Bei dem Begüterten Pomsel in Gückelsberg neben dem Gasthof, sind sie auch im Begriff ihr Vieh in den Wald zu treiben, als die Franzosen kamen und das ganze Vieh nahmen und es mit nach Börnichen und Schönerstadt trieben. Die Besitzerin geht um ihr Vieh noch einmal zu sehen, wobei sie mit Erstaunen bemerkt, dass eins nach dem andern geschlachtet wird. Das Gefecht dauerte den ganzen Tag, ohne dass sich ein Teil zurückzog, sondern sie blieben in ihrer alten Stellung. Es wurden wieder viele Verwundete nach Schellenberg gebracht, unter andern auch einer in das Haus am Markte, was jetzt der Fleischermeister Lorenz besitzt. Es war ein Deutscher; er jammerte und weinte; ich war grade zugegen. Da war noch ein Korporal, dieser war aber ein Muster von einem schönen und guten Menschen; er erzählte von der Schlacht bei Austerlitz und Wagram, und suchte den Verwundeten zu beruhigen. Mittlerweile wurde ihm seine Halsbinde abgenommen und die Kugel fiel in die Stube, ich hob dieselbe auf; er war durch den Hals geschossen, man glaubte kaum, dass derselbe leben konnte und doch war es so. Nach genauer Untersuchung ergab es sich, dass die Kugel die Hauptteile
nicht verletzt hatte.
|