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         Von den alten Bewohnern in hiesiger Gegend, vom alten Schloss Schellenberg und den in Schellenberg und Oederan befindlichen Kirchen, sowie manchen Begebenheiten aus grauer Vorzeit.

 

            Alle Nachrichten, welche in verschiedenen alten Chroniken aufgefunden worden sind, stimmen dahin überein, dass, wo jetzt das Schloss Augustusburg steht, früher ein altes Schloss, Namens Schellenberg, gestanden hat. Die Zeit seiner Erbauung ist aber nicht bestimmt nachgewiesen, weshalb ich auch meine Leser nicht allzu lang mit ungewissen Überlieferung der Vorzeit langweilen will. Das alte Schloss Schellenberg muss sehr lange gestanden und sowohl den Stürmen des Wetters als auch den Gefahren des Krieges getrotzt haben, was allerdings letzteres sehr leicht gewesen sein mag, da die Besatzung Schellenbergs gegen ihre Feinde allemal im Vorteil war, wenn man die Lage auf dem hohen Berge in Betracht zieht. Wenn unsere ältesten Vorfahren nur einigermaßen so schreiblustig gewesen wären, wie unsere gegenwärtige Generation, so hätten wir über die Entstehung und (überhaupt) das Schicksal jenes früheren Schlosses auch sicherere Nachrichten, so aber müssen wir uns begnügen mit dem, was uns ältere Geschichtsforscher, auf Wahrscheinlichkeit beruhend, über das alte Schloss Schellenberg hinterlassen haben.

 

            Mit Karl dem Großen tritt die Gegend, wo wir wohnen und überhaupt das ganze Obersachsen in ein mattes Licht der Geschichte; frühere Nachrichten gehören meistenteils in das Bereich der Ungewissheit. Eine Kunde über das Erzgebirge vor Christi und mehrere 100 Jahre nach Christi Zeit ist nicht aufzufinden, indem zu jener Zeit die Römer in der Weltgeschichte allein die Feder und das Schwert geführt. Hätten die Römer unser Erzgebirge zu selbiger Zeit gesehen, so würden wir gewiss im Besitze sicherer Nachrichten auch vor Karls des Großen Lebzeiten sein.

            Der Leser soll bald erfahren, zu welchem Zweck das alte Schloss Schellenberg erbaut worden war, aber auch den Missbrauch, den man damit gemacht, sowie das Schicksal, welches im wiederfahren.

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