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Kurprinz, Seine Königliche Hoheit will es nur nicht wissen lassen; hat mir's bei Straf des Kopfabhackens verboten.

            Prinz Lieschen spielte ihre Rolle vortrefflich. Sie machte dem Charakter eines Grafen keine Schande; indem sie beständig zurückhielt, so glaubte der gesamte Adel, dieses sei eben die Äußerung der angebornen Hoheit, die, ungeachtet aller Verstellung, allenthalben an ihm hervorleuchte. So leicht sind die Menschen zu betrügen, so leicht ist die Rolle eines Großen in der Welt zu spielen!

            Einige jener schmausenden Edelleute, die sich bei der neu aufgehenden Landessonne und deren Günstlinge, dem Herrn von Günther, beliebt zu machen suchten, kehrten fast alle Tage wieder und die ganze Herrlichkeit hatte schon 4 Wochen gedauert, zur Freude auch der hohen Damenwelt, die den huldvollen Kronprinzen zum Fressen lieb hatten, wie sie sich ausdrückten.

            Eine dieser Edelleute teilte einem Freunde am Hofe die geheime Nachricht mit, dass er so glücklich gewesen sei, den geliebten Kronprinzen ganz in der Nähe zu sehen; denn er verweile soeben inkognito auf Augustusburg. Eine so wichtige Mitteilung durfte dem Könige Friedrich August dem Starken nicht verschwiegen bleiben. Der König lächelte, als man ihm die Sache vortrug, denn soeben hatte er Briefe vom Kurprinzen von Wien aus erhalten, schickte aber doch einen treuen Hofmann nach Augustusburg, dem man dort ebenfalls ins Ohr raunte: der angebliche Graf sei der Kurprinz selbst.

            Der Diener kehrte nach Dresden zurück, referierte, dass dort in der Tat ein holsteinischer Graf sich aufhalte, den man für den Thronerben halte, sei ihm auch einigermaßen ähnlich - allein der Prinz sei es nicht. Der König sendete sofort ein Kommando Soldaten ab und ließ den Pseudoprinzen und den Herrn Oberfischmeister von Günther nach Dresden holen, wie es unser Silbermann selbst mit angesehen hatte.

            Die Geschichte machte in Dresden großes Aufsehen und gab reichen Stoff zur Unterhaltung ab. Wir bemerken noch zum Schlusse, dass Elisabeth vor dem Könige alles der Wahrheit gemäß getreu gestand und weitläufig erzählte, und bemerkte nachdrücklich, dass sie sich nie für den Kurprinzen ausgegeben, was auch der Herr Oberfischmeister zugeben musste. Nach weiterer Untersuchung ergab sich, dass im übrigen die sittliche Aufführung des Mädchens tadellos gewesen sei. man fragte oft: Wie wird die Strafe ausfallen?

            Der König selbst tat den Ausspruch: Prinz Lieschen, wie man sie von nun an nannte, solle alles behalte, was ihr der Herr Oberfischmeister aufgedrungen hatte, auch von demselben täglich einen Reichstaler zum Unterhalte beziehen, dieses Geld

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