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            Bei diesen Worten fiel der Edelmann auf die Knie freudig nieder, um seine tiefe Verehrung zu bezeugen.

            Um Gotteswillen - was tun Sie da! - gestrenger Herr Oberfischmeister - ich bin ja gar nicht -

            O lassen mir Ehrwürdige Königliche Hoheit das Glück, Sie erkannt zu haben - ich glaube recht gern, dass Ehrwürdige Königliche Hoheit Ursache haben, in solcher Verkleidung im Lande umherzureisen - wie glücklich wäre ich, wenn Sie sich's gnädigst gefallen ließen, eine Zeitlang dieses Schloss mit Ihrer hohen Gegenwart zu beehren - mein alles, mein ganzes Vermögen steht zu Ihrem Dienste.

            Lieschen fing an, die ganze Szene zu begreifen und dachte: Meine Laufbahn fängt gut an! Benutze die Gelegenheit - man muss die Feste feiern, wie sie fallen! - Sie bat nun den Herrn Oberfischmeister, sie mit so hohen, unverdienten Titeln zu verschonen. Übrigens danke sie ihm für sein Anerbieten und sei nicht abgeneigt, einige Tage auf dem Schlosse zu bleiben, wenn sie nicht lästig würde.

            Wie ein munteres Rehböckchen schoss nun der wohlbeleibte Edelmann im Schlosse herum, kommandierte alle seine Bedienung für den jungen Herrn Grafen, wie er den hohen Gast nannte, und konnte vor Freuden in der Nacht kein Auge zutun. Im Geiste dachte er sich schon in der Zukunft als gefürsteten Grafen, oder wenigstens als Minister, und nahm sich vor, sein ganz ansehnliches Vermögen nicht zu schonen, sondern alles an die Gunst des Kurprinzen zu setzen; später werde er desto reicher ernten. O, ich Glücklicher von Tausenden, rief er aus.

            Ohne auf die Entgegnungen und Einsprüche seines Gastes zu achten, nahm er vier Diener für den Prinzen an, trug ihm einige kostbare Anzüge auf sein Zimmer, den er meinte, im alten schwarzen Fracke mit dem fadenscheinigen Schwalbenschwanze sehe er doch gar zu miserable aus - schenkte ihm seine schönste Kutsche nebst 6 vorzüglichen Pferden, und als Zugabe einen bewährten Kutscher. Das blaue Auge des Kurprinzen gefiel ihm und die zarte Hand; er schwänzelte mit vielen Bücklingen um den jungen Herrn herum und drückte ihm, als er zur Tür schritt, einen Beutel mit 300 Dukaten großmutsvoll in die Hand in der Hoffnung, dereinst das Geld hundertfach wieder zu erhalten.

            Der Herr Oberfischmeister hatte keine Ruhe; sein großes Glück musste er auch andern mitteilen. Daher lud er den ganzen Adel aus der ganzen Umgegend zu sich ein, um den Prinzen auf eine angenehme Weise zu unterhalten. Da gab's Diners, Soupers, Ringelrennen, Musik, Tanz, Gesang, Spiel und Lieschen wurde allen als ein holsteinischer Graf vorgestellt. Im geheim aber zischelte er jedem Freunde ins Ohr: Es ist der

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