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unentschlüssig sein würdet. Ihr stecktet wohl gar noch diese Summe Euern leichtsinnigen Kindern zu. Ihr müsst eben so strenge sein, als sie unbarmherzig und undankbar gewesen sind; wenn wir auch nicht Gleiches mit Gleichem vergelten sollen, was ich damit auch nicht gesagt haben will, so müsst Ihr dich hier ein Exempel statuieren, was nicht bloß Eure Kinder verdienen, sondern was Ihr auch eurer Mit- und Nachwelt schuldig seid. Es steht euch dabei ja immer noch frei, feurige Kohlen auf ihrem Haupte zu sammeln; aber nur behutsam zu Werke gegangen, sonst verderbet Ihr diese Leute noch mehr. Sie mögen arbeiten und sich plagen, damit sie den wahren Wert des Lebens erkennen lernen; jetzt haben sie bloß gesehen, dass der Esel aufs Eis geht und tanzt, wenn's ihm zu wohl ist."

            Der Alte schlug ein, er ließ sein Testament aufnehmen, was dahin lautete, dass das Lehngut durch einen Pachter erhalten und bestellt werden solle, die Zinsen gehören aber, so lange Gottfried Löwentraut lebt zu seiner freiwilligen Verwendung, nach seinem Tode besorgt der Amtmann die Erziehung des Enkels davon, und wenn Gotthelf mündig ist, übernimmt er als Eigentümer das Lehngericht zu Pleisa. Gottfried unterschrieb; leider starb er schon vier Wochen darauf.

            Christian und Hanna wohnten im Gemeindehause und wunderten sich nicht wenig, als sie sahen und hörten, dass der Eigentümer des Gutes ihr Vater und der Erbe ihr Sohn war. Jetzt hatten sie Zeit, über ihre Schlechtigkeit nachzudenken, doch der Hunger trieb sie, Tagelöhnerdienste zu verrichten. Sie grollten dem Vater, dass er ihnen nichts von dem Reichtume gesagt hatte, sie äußerten, dass sie ihn unter solchen Umständen recht gern und gut verpflegt haben würden; aber es war zu spät und leider war die Reue keine aufrichtige.

            Gottfried, hatte das einfachste Leichenbegräbnis gewünscht, doch Alt und Jung von Pleisa begleitete ihn. Am treuesten liebte ihn aber sein Pudel Sultan. Als der Totengräber das Grab zugeschüttet hatte, saß Sultan immer noch an der Seite des Grabes, und durch keine Speise vermochte man ihn wegzulocken. Der Totengräber, der den Entschlafenen noch beweinte und mit gefalteten Händen auf sein Grabstein gestützt ihm noch ein Vater Unser betete, wagte es nicht, den trauernden Hund anzugreifen, hoffte, der Hunger werde ihn schon hinwegführen. Allein er hatte sich getäuscht. Sultan, der Not und Sorge, Kummer und Elend, Hass und Misshandlung mit seinem Herrn im Leben geteilt hatte, bekümmerte sich zu sehr um dessen Verlust, so dass man ihn am dritten Tage tot auf dem Grabe liegen fand.

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