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um 20 Jahre jünger, ich spräche zu meinen Kindern: Plagt euch ein wenig, sorgt auch ein wenig, damit ihr wisst, wie Arbeit schmeckt, nach meinem Tode könnt ihr euch gütlich tun, eher geb' ich mein Hab und Gut nicht aus der Hand, und wenn ich mit aller Gewissheit auf eure Dankbarkeit rechnen könnte." Und er hat manchem zur Lehre, manchem zur Warnung gesprochen.

            Der Winter rückte heran. Gottfried saß auf seinem Zimmer und fror, denn das wenige, ihm spärlich zugeteilte Holz war verfeuert; da kam Gotthelf zu ihm und fühlte, wie kalt es in der Stube war, und wie der gute Großvater fror und sich seine Hände vergeblich durch Reiben zu erwärmen suchte.

            "Ach, mein gutes Kind," - sagte er mit zitternder Stimme - "sieh nur mein Bett, wie dünn, o da friert mich in der Nacht schrecklich darunter."

            "Dem Übel ist abzuhelfen, guter Großvater," sagte der zwölfjährige, gute Enkel, - "ich werde dir mein Bett holen, damit du dich erwärmen kannst," - und eiligst sprang er davon.

            "Wo willst du mit dem Bette hin?" - fragte die Mutter den Gotthelf, der aus der Kammer durch die Stube schritt.

            "Der Großvater friert, ich will ihm meine Betten geben," - war seine Antwort, indem er weiter ging. -

            Da sprang die Mutter entrüstet von ihrem Sitze auf, eilte dem Sohne nach, der sich mit ihr in einen Kampf einließ, wobei jedoch die Mutter den Sieg davon trug, indem sie das Bett eroberte und dem Sohne einige lauthinschallende Ohrfeigen und Schläge auf den Kopf tat und ihren Feind mithin wirklich auf das Haupt geschlagen hatte. Der Vater kam hinzu, noch etwas menschliches Gefühl klimmte in seiner Brust, indem er sagte: "Geh, Gotthelf, lass dir den Kutscher die alte Pferdedecke geben und bringe sie dem Großvater."

            "Ach, die ist ja ganz zerrissen," - entgegnete Gotthelf - "und riecht so abscheulich."

            "Wird schon ihre Dienste verreichten, ist gut genug für den Vater," - war seine Antwort.

            Da fuhr wie ein Blitz ein Gedanke dem Gotthelf durch den Kopf, er wollte seine Eltern beschämen, sein Gefühl verlangte es, er lief und holte die Pferdedecke, die er auf den Hof ausbreitete. Mit einer alten Schere begann er die Decke in zwei Teile zu zerschneiden. Der Vater, der eben hinzu trat, fragte: warum tust du das? "Nun, Vater," - war seine bittre Antwort, - "ich will dem Großvater nur die Hälfte geben, weil ich, wenn auch Du einst so alt werden solltest, die andere Hälfte für dich aufheben will."

            Da wandte sich Christian schweigend hinweg, denn diese Worte hatten sein Herz wie mit einem Dolche durchstochen. "Gib

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