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eine große Freude machte, wenn er ihm seine Gattin vorstellen würde.

            Die Liebenden hatten sich schnell gefunden, sie gelobten sich ewige Treue, und der Vater Christians, der leider schon seit drei Jahren ohne Gattin war, indem selbige gestorben, freute sich herzlich über des Sohnes Entschließung und segnete den Bund der Herzen. Die Hochzeit folgte bald darauf, nur konnte sie nicht mit der gewünschten Freudigkeit gefeiert werden, wie man es gern wollte, da Hanna's Mutter während der Trauung selig entschlafen war.

            Christian und Hanna waren die glücklichsten Leute von der Welt, der greise Vater schuf Freudentage, sobald er nur konnte. Und er sollte noch das Glück genießen, einen Enkel auf seinen Knien zu schaukeln. - Leider aber nur zu bald hatte sich die verderbliche Seite einer städtischen oder Hoferziehung der Hanna an Christian geltend gemacht, bald war ihr das Landleben zu öde und zu traurig, bald das Gut zu Reichenhain zu klein, bald fühlte sie sich beleidigt, eine Bäuerin genannt zu werden. Christian, der zwar auch einige Zeit in der Stadt gelebt hatte, fühlte Hanna's Unheimlichkeit recht wohl, und versprach ihr, wenn es sich irgend tun ließe, ihren Wünschen zu willfahren. Gelegenheit bot sich baldigst dar. Das Lehngericht zu Pleisa [Pleißa?], nördlich von Chemnitz gelegen, ward ausgeboten, Hanna, die gern einen Titel gehabt hätte und sich daher schon als Lehnrichterin träumte und gefiel, trieb den Christian an, dasselbe zu erkaufen. Sie gab dazu, was sie besaß, aber es langte freilich noch nicht zur Hälfte der Kaufsumme. Dem Vater ward der Wunsch vorgetragen. "Nun, liebe Kinder, ich kann es euch nicht verdenken, wenn der Mensch sich höher zu schwingen sucht," versetzte er am Tische mit den seinen sitzend, - "nur muss man freilich bedenken, dass man auf der Höhe sehr leicht den Schwindel bekommen, hart und gleichgültig werden kann. Doch sei es fern von mir, dies von dir, mein Sohn, dies von dir, meine Tochter, zu denken," dabei reichte er ihnen die Hand, als wolle er sie gleichsam dadurch wegen eines solchen Gedankens um Verzeihung bitten. "Ihr habt, sowie jeder andere Mensch das Recht, eure irdischen Güter zu vermehren, denn Gott will es nicht haben, dass der Adel allein alles besitzen soll. Vor Gott gibt es nur einen Seelenadel. Wenn Ihr daher zu dem großen Lehngerichte Lust habt, so müsst ihr freilich bald dazu tun; ich will euch daher etwas sagen, was Euch angenehm sein dürfte. Ich will mein Gut verkaufen, bin ich doch ohnehin schon mit einem Fuß im Grabe, will mich aufs Ausgedinge setzen und Euch das Geld zum Ankaufe des Lehngerichts geben."

            Christian und Hanna sahen einander staunend an, sie konnten

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