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sucht, ereignet sich eine schaudererregende Szene im Schlosshof zu Augustusburg. Leberecht hatte dem Kurfürsten bittere Wahrheiten gesagt, unter andern die Concordienformel eine Zwietrachtformel getauft, und ihn lächerlich gemacht, indem er durch sein Streben, die Menschen unter einen Hut zu bringen gedenke, was doch unmöglich sei. August war entrüstet darüber, öffnete das Fenster, um seinen Zorn abkühlen zu lassen; - dabei fiel sein Auge auf einen schlafenden Zimmermann, denn die Mittagszeit war gekommen.

            "Ich sehe nicht ein," sagte er zu seinem narren, der bei ihm am Fenster stand, - , warum ich deinen faden Witz länger mit Gold besolde; solche Narreteidinge wie Du machst, kann auch der schlichte Zimmermann, der da unten schläft."

            "Das gilt die Wette," versetzte Leberecht hochaufspringend, dass die Schellen einen entsetzlichen Lärm machten; "Soll ich ihn holen?"

            "Ja," - gab August zur Antwort, - aber wisse, ersetzt er Deine Stelle, so gehst von morgen an du als Tagelöhner."

            Diese Bedingung war dem Narren doch zu scharf, er warf den Kopf bald herüber, bald hinüber, trat ans Fenster und sagte: "Wie aber, wenn der Zimmermann tot wäre, bliebe ich dann bis an mein Ende in meinem Solde?"

            "Ja, wenn er tot wäre, was aber wohl nicht gut möglich ist," - entgegnete August, "so magst du Narr auf die Zeit deines Lebens bleiben. Geh und rufe ihn."

            Leberecht eilte in den Hof, lauschte, ob der Schläfer atmete, und als er sah, dass er sorglos schlummerte, nahm er das große scharfe Beil, das an seiner Seite lag, und hieb ihm den Kopf ab. Dieser Zimmermann war Hannchens Vater.

            Der Kurfürst, der diesen Bubenstreich aus dem Fenster mit angesehen hatte, fuhr zusammen, ward bleich wie eine Leiche und ergrimmte, als der narr singend in das Zimmer gesprungen kam. "Verruchter Mörder," rief er - "Du bist des Todes schuldig!"

            Was August sprach, das hielt er auch, und in wenig Wochen ward das Todesurteil unterschrieben. Jedermann entsetzte sich über diese Freveltat Leberechts, Niemand aber mehr, als der redliche Gottfried, der den Vater im Grabe beweinte, an Leberecht sich keinen bessern Sohn erzogen zu haben.

            Maximilian II., seit 1564 Kaiser, hatte ebenfalls von diesem entsetzlichen Streiche gehört, war aber bei einem Zusammentreffen mit August dem narren äußerst gewogen worden, und bat um die Erhaltung des Narren, da er ihn in seine Dienste nehmen wollte. Narren ward damals vieles nachgesehen, während die redlichen Menschen wegen eines kleinen Versehens oft hart gestraft

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