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Vor mehreren Jahren gab es noch ein altes Häuschen, welches unter dem Namen das alte Schafhaus bekannt war; dieses stand zwischen dem Hause des Herrn Bäckermeister Renkewitz und dem des Herrn Wilhelm Wagner, und mochte noch von den alten Bewohnern her sein. Jetzt ist an dessen Stelle ein neues gebaut worden. - Es ist bekannt, dass sowohl zu Ende des fünfzehnten, als auch zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts der Bergbau im sächsischen Erzgebirge außerordentlich ergiebig war, was auch daraus hervorgeht, dass im Jahre 1491 Annaberg von Georg dem Bärtigen, und 1521 Marienberg von Heinrich dem Frommen gegründet wurde. 1821 wurde das dreihundertjährige Jubelfest der Gründung Marienberg gefeiert, wozu auch schöne Denkmünzen geprägt wurden. Jedoch Krieg, besonders der 30-jährige, und Pest brachten den Bergbau in Verfall, dass die wenigen Einwohner sich einen andern Erwerb verschaffen mussten, und so sollen sie denn auf den Spielwarenhandel gekommen sein. Grünhainichen soll zuerst solche Waren verhandelt haben, und die ersten wurden in dem Hause, was jetzt Herrn Wilhelm Wagner's Erben besitzen, eingekauft. Nach und nach ließen sich mehrere mit diesem Handel ein, und so hat sich denn der Ort immer mehr und mehr erhoben. Es werden jetzt gegen 4.000 verschiedene Gegenstände gefertigt, und darunter sehr kostbare. Ablieferungstage sind Dienstag und Freitag, wo die Arbeiter ihre Waren schicken oder selbst bringen. Es ist nicht zu verkennen, dass dadurch viele Hände beschäftigt werden. Die feinen Waren kommen aus Seiffen und der Umgegend, Kinderwagen, Trommeln, Geigen und noch andere Gegenstände werden in Waldkirchen, Borstendorf und Börnichen gefertigt, außerdem aber noch Kisten zum versenden der Waren. Früher gehörte Grünhainichen zur Parochie Waldkirchen, baute aber in den Jahren 1849 und 1850 eine Kirche und trennte sich von Waldkirchen. Der Bau der Kirche, vom Zimmermeister Heinitz in Zschopau ausgeführt, kostet über 15.000 Taler. Die Glocken, welche 21 Zentner wiegen und über 1.000 Taler kosten, sind aus Leipzig und stehen in F Dur. Die Orgel ist von dem Orgelbauer Göthel in Borstendorf und das Altargemälde vom Gasthofsbesitzer und Zeichenlehrer Herrn Lange verfertigt worden. - Borstendorf gehörte früher zum Filial Waldkirchen, jetzt aber nach Grünhainichen. - Auch sind hier zwei Gasthöfe, von denen einer, der niedere, die schönste Aussicht in das Flöhatal bietet. Außerdem wurde eine neue Chaussee erbaut, und der Ort musste seinen Anteil zur neuen Brücke über die Flöha beitragen. - Auch in Waldkirchen ist ein großes Spielwarengeschäft, was die Herren Gebrüder Oehme besitzen, und welches

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