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Verbot der englischen Waren wirkten fort und fort ungemein günstig auf den Kunstfleiß. Daher kam es auch, dass dieselbe im Jahre 1812 mit Einschluss der Nikolaigasse gegen 18.000 Einwohner zählte. Nach dem Jahre 1812 aber, namentlich in den Jahren 1813 und 1815 traten für Chemnitz wieder unglückliche Zeiten ein, denn die Stadt empfand nicht nur die Drangsale des Krieges, als Einquartierungen, Plünderungen, Verwüstungen und epidemische Krankheit, das Nervenfieber, sondern es wurde auch die industrielle und gewerbliche Tätigkeit und der Handel gelähmt. Dazu kam noch, dass nun England die deutschen Märkte mit seiner aufgehäuften Ware zu den niedrigsten preisen überschüttete, und den Chemnitzer Spinnereien, Druckereien, Webereien u.s.w. mit dem gänzlichen Verfalle drohte, sowie dass in Folge eines Misswachses im Jahre 1816 eine Teuerung entstand, worauf sich im Jahre 1816 die Zahl der Einwohner wieder bis auf 13.821 verminderte. Auch das Jahre 1817 war für Chemnitz sehr nachteilig; alle Geschäfte lagen darnieder; ein Glück war es noch, dass viele Strassen gebaut wurden, auch die von Chemnitz nach Zschopau wurde gebaut. Viele junge Frauenzimmer bekamen dabei Beschäftigung, denn es gab gar keine andere Arbeiten. Ein Scheffel Korn kostete über 11 Taler und der Scheffel Kartoffeln 2 Taler 20 Neugroschen. - In dieser bedrängten Zeit machte sich namentlich der Fabrikant Becker dadurch verdient, dass er in Verbindung mit andern Handelshäusern eine bedeutende Zufuhr fremdes Getreide besorgte, und er selbst 200 Arme täglich in seinem Hause speisen ließ. Nach dem Jahr 1818 fing das Fabrikant- und Manufakturwesen wieder an sich zu erholen, und es ist seit dieser Zeit, außer einzelnen Unterbrechungen, durch äußere Verhältnisse herbeigeführt, fortwährend im Wachsen begriffen gewesen. In den Jahren 1821 bis 1823 begann die Industrie Chemnitzer Waren sogar unmittelbar nach Amerika abzusetzen, was den Aufschwung der Spinnereien, namentlich aber der Strumpffabrikation von Neuem beförderte; und da durch Einführung verbesserter Maschinen auch bessere Fabrikate geliefert wurden, und man in jeder Beziehung mit dem nebenbuhlerischen England zu wetteifern suchte, so konnte es nicht fehlen, dass mit dem Emporblühen der Gewerbe und Industrie ein bessrer Zustand für die Stadt im Allgemeinen herbeigeführt wurde. Die Folge davon aber war, dass die Bevölkerung ansehnlich wuchs und neue Häuser notwendig wurden; daher erweiterte man 1824 die Angervorstadt und legte am Gahlenzbach einen neuen Stadtteil an. - Die im Jahre 1826 durch bedeutende Fallissements und andere Umstände herbeigeführte

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