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und welcher daher in den Annalen der hiesigen Kirchfahrt stets einen Glanzpunkt einnehmen wird. Tags vorher schon kamen Gäste von nah und fern herein in die mit Flaggen, Girlanden und Kränzen festlich geschmückte Stadt, und das einstündige Lauten aller drei Glocken und auch der Schlossglocke kündigte am Vorabende den bevorstehenden festlichen Tag an. Das nochmalige einstündige Geläute der Glocken, dem die Reveille des hiesigen Schützenkorps und gleichzeitig das Abschießen mehrerer Böllerschüsse folgte, weckte die Bewohner der hiesigen Stadt am frühesten Morgen, und brachte den ersten Festgruß von dem erfolgten Eintritte desselben, welcher übrigens auch noch von dem schönsten Wetter begleitet war. Früh 6 Uhr sang die Kantorei vom Turme herab unter Posaunenbegleitung die drei ersten Verse aus dem 824 Liede des Dresdner Gesangsbuches: "Des Morgens erste Stunde etc." Immer mehr füllten sich nun die Gassen der Stadt von den herbeiströmenden Fremden, die Bewohner der eingepfarrten Ortschaften kamen zahlreich herbei, und die hiesige Schützengesellschaft nebst Abteilungen Bürgerschützen der Nachbarstädte Oederan und Zschopau, die hiesigen Innungen und sämtliche Schulen der Parochie zogen auf und bewegten sich nach dem Schlosshofe zu. Nachdem um 9 Uhr in der Schlosskirche von dem Schlossprediger Herrn Magister von Weiß am Altare ein kurzes Gebet in Gegenwart der nach der Festordnung bestimmten Teilnehmenden gesprochen, und der Vers: "Unsern Ausgang segne Gott" etc. von der Versammlung gesungen worden war, formierte sich der Festzug nach Maßgabe der Festordnung vom Schlosshofe aus und bewegte sich unter dem Geläute der Schloss- und Stadtglocken schweigend über den Markt nach der neuen Kirche hin, wo eine Abteilung der hiesigen Schützengesellschaft und die Innungen ein Spalier bildeten. Nach einem vor derselben angestimmten Gesange eines Festliedes und hinauf erfolgter feierlicher Übergabe der Schlüssel und Eröffnung der Haupttüre, setzte sich der unübersehbare Festzug wieder in Bewegung, und zog unter vollem Orgelklange, mit Meisterhand gespielt von dem Herrn Hoforganist Schneider aus Dresden, welcher das Orgelspiel vor der Predigt übernommen hatte, ein in das freundliche Gotteshaus, welches sich in kurzer Zeit dermaßen füllte, dass nicht nur alle Plätze besetzt wurden, sondern auch viele Teilnehmer genötigt waren, stehend im Schiffe und den Emporen der Kirche die ganze Feierlichkeit mit abzuwarten. Die 10 Fahnenträger stellten ihre Fahnen bei ihrer Ankunft auf der unter dem Orgelchore befindlichen Emporkirche so auf, dass solche nach dem Schiffe der Kirche gerichtet von

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