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war rührend, als die drei Bäume gepflanzt wurden, denn alles nahm Anteil; auch von den eingepfarrten Ortschaften gab es Teilnehmer. In Hennersdorf wurde eine Linde gepflanzt, die unweit der Lohr'schen Schankwirtschaft steht und jetzt ein großer Baum ist; auf einer Tafel, welche dort angebracht war, standen die Worte: " Mag die Zeit dein Grab zertrümmern, ewig wird dein Name schimmern." Diese Linde wurde vom Einwohner Reinhard Seifert in Kunnersdorf geholt, welcher damals ein ganz junger Mensch war. Auch Kunnersdorf und Erdmannsdorf haben dergleichen Bäume.

            Abends nach 9 Uhr wurde abermals vom Pavillon der schöne Choral: "Nun danket alle Gott etc." geblasen. Nach Beendigung eines jeden Verses wurde eine Salve gegeben.

            Der 26. Juni, der zweite Festtag, war für die Schuljugend; diese zogen mit ihren Lehrern in die Kirche, und jede Schulgemeinde erhielt eine Bibel. Nachmittag erhielten die Kinder eine Ergötzlichkeit auf dem Markte, dann begaben sie sich in den Arnold'schen, jetzt Weigelt'schen Garten, bei dem Pfaffstein, wo sich die Kinder belustigen. Abends wurde ein Feuerwerk vom Landschöppen Herrn Johann Michael Fischer gegeben, wobei es sehr vergnügt zuging. Nach 12 Uhr ging jung und alt auf den Markt, wo unter Begleitung der Posaunen das Lied: "Den König segne Gott etc." gesungen wurde.

            Den 27. Juni, als am dritten Festtag, war wieder Gottesdienst, und die Schützen hatten Kirchen-Parade. Nachmittag war Ball auf dem Schlosse, weil zu jener Zeit die Bürgerschützen einen Saal auf dem Schlosse hatten. Überall war Tanz, die Hautboisten [Militärmusikant] waren kaum hinreichend; sogar auf freien Plätzen wurde getanzt. Zwischen dem Jägerhof und den Scheunen im Garten war auch Tanz, wobei sich der Besitzer des Jägerhofs, Herr Drechsler, nebst Frau, sehr belustigten. Überall war Leben; aber schon gegen Abend sah es aus, als wenn andere Witterung eintreten wollte. Abends nach 11 Uhr kam ein starkes Gewitter, der Regen fiel in Strömen herab. Die drei Festtage über war also das schönste Wetter, wie aber das Fest vorüber war, regnete es auch wieder.

            Nicht lange darauf brach in Frankreich Revolution aus, was auch in Sachsen Eindruck machte. In Leipzig, Dresden, auch in Chemnitz waren dergleichen Auftritte vorgefallen.

            Prinz Friedrich August war Mitregent geworden. - Es wurden Kommunalgarden in Sachsen errichtet, und auch in Schellenberg war eine mit den Bürgerschützen ins Leben getreten; der Amtssteuer-Einnehmer Schmelz wurde Kommandant. Diese mussten in das Lehngericht auf Wache, wurden

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