< zurückblättern Inhalt vorblättern >

            Dieses war meine letzte merkwürdige Einquartierung. Denn wenn auch gleich nachher und in den folgenden Zeiten immer noch viele Einquartierungen vorfielen, so kamen sie doch nach der günstigen Erklärung des Fürsten Repnin, weder so häufig, noch so stark, als vorher, daher ich sie nebst vielen frühern, so wie viele andere Umstände übergeben kann, weil sie unvermeidliche Folgen des Krieges und der Ortslage waren. Die umliegenden Dörfer Gückelsberg, Falkenau und Plaue, wie Augustusburg und Oederan sind zwar auch hart mitgenommen worden, aber doch nicht in dem Grade, wie das Dorf Flöha, welches nach einer damaligen gerichtlichen Untersuchung so weit herunter gebracht war, dass man mit Übernahme der Schulden das ganze Dorf für wenig tausend Taler kaufen konnte.

            Zum Beschluss dieser Erzählung se e mir erlaubt, noch einige Gedanken und Erfahrungen hinzuzufügen, welche mich teils damals, teils nachher beschäftigt oder auf mich gewirkt haben. -

            Nichts ist wahrer, als dass stille Resignation wohltätiger sei, als jeder Versuch, die Absichten der Vorsehung bei harten Schickungen zu ergrübeln, wenn man es gleich denen, die schnell beruhigt sind, wenn sie nur irgend einen Grund entdeckt zu haben meinen, gönnen muss, sich daran wie an einer Stütze aufzurichten. Sie mag für schwache Naturen dazu hinreichen. Stärkere würden sie gleich einem dünnen Rohr leicht zu zerbrechlich finden.

            Es tut aber wohl, solche Zeiten und Tage noch einmal mit denen zu durchleben, die sie mit uns geteilt haben. Denn in solchen Tagen muss man sich bemühen, die Menschen, die sich uns nahen, zu sehen, wie sie eben sind, und dann sie so behandeln. Es frommt dem Einen nicht, was dem Andern frommt, denn es ist ein Anderer.

            Oft habe ich Ursache gehabt, die Vorsehung für so manche Beschützung in der Gefahr zu preisen, und gleiches Gefühl erfüllet mich noch. Und hätte durch viele Abwechslungen und große Anstrengungen nicht meine sonst so eisenfeste Gesundheit sehr gelitten, so wollte ich gar nicht klagen, denn es ist ja alles des Herrn.

            Wenn ich gleich die ehemaligen Vorräte niemals wieder erlangen werde, so habe ich doch meinen Parochianen nicht nur in Rücksicht der Kirche nützen, sondern auch die zur Deckung der Retirade, am späten Abend des 7. Oktober im schlimmsten Falle, beschlossene Abbrennung des ganzen Dorfes, verhüten können, wie französische Offiziere auch in Mittweida zu glaubwürdigen Männern unverhohlen gesagt haben.

248

< zurückblättern Inhalt vorblättern >