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            So viele zwanzigjährige Ersparnisse, die verloren gingen, habe ich mir aus dem Sinne geschlagen, weil ihr Ersatz doch wenigstens möglich ist; nicht aber die, welche ich, selbst mit schwerem Gelde, doch nicht so wieder erlangen kann. So hatte ich mir aus den achtziger und neunziger Jahren einige gute Sorten blanker Weine gekauft, da sie noch wohlfeil waren, welche nun gut geworden waren. Auch hatte ich besonders durch Erbschaft einige kostbare alte Weine erlangt, welche ich alle hergeben musste. Es musste ein Fässchen nach dem andern bis auf das Letzte angebohret werden, wenn man nicht suchen sollte, wie man sich oft verlauten ließ. Ja, ich würde nicht einmal bis zum Abmarsch der Franzosen, am 7. Oktober, ganz ausgelangt haben, wenn nicht bei der im August, durch das schnelle Vordringen der Österreicher, entstandenen Unsicherheit der Wege, einige Eimer Wein in der Nähe zur Verwahrung gegeben gewesen wären, mit denen ich mir hernach helfen konnte und alsdann dem Eigentümer bezahlet habe.

            Da ich seit 5 Tagen und 4 Nächten auf den Beinen gewesen war, und in der 5. Nacht auch nur das Bette gesehen hatte, so war ich am 8. Oktober, nachmittags, mit offenen Augen, wie im Traume. Es dauerte aber auch nicht lange, so sollte ich wieder in Tätigkeit kommen und auch die sechste Nacht auf den Beinen sein. Zuerst kam ein großer Transport Ochsen zum Nachtquartier, mit denen der Hof und die Ställe angefüllt wurden, nebst Soldaten, Treibern und Weibern, welche letztere uns, in der ganzen Periode, immer den empfindlichsten Schaden zugefügt haben, wie nicht weniger die Aspasien mancher Offiziere, deren eine besonders, wie man sich auch in Oederan zu erinnern weis, ein sehr kunstreiches Geschäft trieb, indem sie fest verschlossene Behältnisse, Kommoden und Sekretäre ganz unbemerkt öffnen und wieder verschließen konnte, und so auch über die Sparbüchse meiner Tochter gekommen war. Zufällig wurden wir es zwar gewahr, durften aber doch nichts sagen, da das ganze Haus voll von den Franzosen war.

            Die Ochsen hatten kaum ihren Platz erhalten, so kamen zwei österreichische Offiziere und deuteten mir an, dass ich in 12 Stunden, bis des andern Morgens, am 9. Oktober um 4 Uhr, die Brücke über die Flöha herstellen müsste. Ich entschuldigte mich mit der gänzlichen Unbekanntschaft mit diesen Geschäft; sie aber erwiderten: "es hülfe nichts, es wäre von den Gerichten Niemand da, es wären ihnen auch 30 Mann zur Exekution mitgegeben." Diese Mannschaft blieb zwar nicht ganz bei mir, sondern legte sich zum Teil in das Gerichte,

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