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eilte, wo man gleich aus der Flöhe die Spritze füllen und auf das Feuer stehende Haus anwenden konnte. Die wenigen Einwohner strengten sich über die Gebühr an, so wie auch auf meine Bitte einige Frankenberger Bürger hilfreiche Hand anlegten; da sie aber nicht unterstützt werden konnten, so ergriff und verzehrte das Feuer auch das zweite Haus, dessen von dem Winde getriebene Flamme die Löschenden von ihrem besten Orte vertrieb. Des Totengräbers Haus wurde erhalten, und einigen Franzosen das Anbrennen des ersten Hauses nicht ohne Grund Schuld gegeben.

            Erhitzt und versenkt kam ich nach Hause, als dieses durch 26 neue ankommende Offiziere zu Pferde so erfüllet wurde, dass man fast nicht gehen konnte! Sehr viele von ihnen begaben sich in die Stube, in welcher meine vornehmsten Gäste eben beisammen waren. Ich war neugierig, die Gäste im Hause zu besehen, als ich den Graf von Oertzen gewahr wurde, und von demselben die Anwesenheit des Königs von Neapel erfuhr, in dessen Suite er angestellt sei. Ich hätte gern noch länger mit ihm gesprochen, es wurden aber die Weinflaschen nach Dutzenden gefordert, und da dieses etliche Stunden fortdauerte, so wurde eine neu angesteckte Ohme nicht allein ausgeleeret, sondern ich bekam auch kaum so viel Zeit, den König vor seiner Abreise noch recht zusehen.

            Der König von Neapel war nicht sobald fort, als auch schon vom Marschieren geredet wurde, welches ich auch den Augenblick gern erfüllet gesehen hätte, denn der Aufwand einiger Stunden hatte mir den Mut fast benommen. Manche Vorräte, so wie Zucker, Kaffee und Gewürzwaren waren fast rein alle. Wie ich nun vollends erfuhr, dass der Abmarsch sich wohl noch einen Tag verziehen könnte, so kam ich wirklich in große Sorge, wie es noch werden sollte. Ich fasste aber doch wieder Mut und sann zu Mitternacht in meinem Winkel auf Mittel für den andern Morgen, wie ich noch einige zurückgelegte Sachen herbeiholen wollte, während die ganze Stube von Köchen und Ordonanzen voll lag, und wie die Offiziere die ganze Zeit in den Kleidern und bei brennenden Lichtern schliefen, als um 2 Uhr ein Bote von Frankenberg zurückkehrte, welcher des Abends vorher einen französischen Gendarmen-Offizier bis Sachsenburg hatte begleiten müssen. Bei seiner Rückkehr durch Frankenberg war dieser Mann, vom Hunger getrieben, abends um 11 Uhr zu dem Herrn Kaufmann Ehrenberg gekommen und hatte ihm mein Schicksal und Bedürfnisse erzählt. Dieser brave Mann hatte durch unsre Lage sich gleich bewogen gefunden, vielerlei Sachen und Waren einpacken zu

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