< zurückblättern Inhalt vorblättern >

Not, denn es war schon eine große Menge Pferde auf dem Kirchhofe, und noch war kein Offizier im Hause. Ich musste also fort auf die Berge in das Lager und brachte meine Bitte an. Man wies mich von einen zu dem Andern; ich lief, während eines ziemlichen Regens, im bloßen Kopfe, länger als eine Stunde, Berg auf Berg ab, bis man mich endlich in das Lehngericht wies, wo ich zugleich den Gräuel der Zerstörung einer so schön eingerichtet gewesenen Ökonomie mit Wehmut sahe. - Hier fand ich unter mehreren Offizieren den mir bezeichneten Mann, der mich Anfangs so rau anließ, dass ich schon seinen Säbel zu fürchten anfing und mir eiskalt wurde, aber endlich meinen Überredungsmitteln Eingang verstattete und mir einen Adjutanten mitgab, mit welchen ich auf den Kirchhof wanderte und die Führer samt den Pferden austrieb, die schon die Kirche öffnen wollten. Ich bezeigte meinem Begleiter meine Dankbarkeit und sahe der Ankunft der mit verkündigten vielen Gäste wirklich froher entgegen, als vorher.

            Kaum war ich in meiner Wohnung angekommen, als sich das Haus immer mehr zu füllen anfing, und mir die Verpflegung von mehr als Hundert Offizieren, teils im Hause, teils im Lager, nebst 45 Mann Bedienten, ohne die Ordonanzen, angekündigt wurde und die Pferde immer zu Dutzenden ankamen; mein ganzes Rindvieh in ein kleines Loch gesperrt werden musste, wo keins sich legen konnte, selbst das Scheuentenne mit Pferden besetzt und ich selbst, für die Nächte, in der Gesindestube, hinter dem Ofen, auf einen Raum von anderthalb Quadrat-Ellen eingeschränkt wurde. Die Stuben und Behältnisse waren mit Schildwachen besetzt, und ich durfte in keine, als wenn man mich verlangte oder Forderungen machte. Da aber auf einmal so viel Herren im Hause waren, so entstand anfänglich ein wahrer Wirrwarr. Zehn und zwanzig Sachen wurden bald oben, bald unten oder in der Küche verlangt. Alle wollten gleich befriedigt sein, welches doch nicht möglich war, weil sich unsere Leute immer verkrochen, wenn sie ein raues Wort eines Soldaten hörten, und meine Frau und Tochter würden noch mehr ermüdet sein, wenn nicht eine entschlossene Bäckersfrau, aus der Nachbarschaft, welche zu Hause nicht sicher war, in der schlimmsten Zeit zwei Tage hülfreichen Hand geleistet hätte.

            Wie der ärgste Rummel vorbei war, wurde eine Art Reglement für Herren und Bediente gemacht. Nun trieben die Köche ihr Wesen; alle Vorräte von Viktualien mussten hergegeben werden, das Federvieh, die Fische, welche man nur in Butter kochte, und was sonst lebendig war, wurde geschlachtet,

239

< zurückblättern Inhalt vorblättern >