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            In diesen Stunden machte mich jene Nachricht von der Plünderung, die auch die Schule betroffen, in der Tat nicht wenig verlegen, dass auch meine Hausgenossen eine Veränderung an mir bemerkten. Noch hatte ich ihnen meine Befürchtung nur halb eröffnet, als der Retter erschien! Es war an diesem Morgen noch 7 Uhr, als ein französischer Gendarmerie-Offizier, mit zwei gemeinen Gendarmen Einlass begehrte, und nachdem er gleich geäußert, dass er mich zu sprechen wünsche, mich mit den Worten anredete: der gegenwärtige Oberste des 26. Linien-Regiments, welcher mehrmals vorher bei mir im Quartier gewesen, lasse mir sagen: " Ich würde nebst ihm noch mehrere und größere Offiziere vom 2. Armee-Korps des Herzogs von Belluno, wie auch ihn selbst, auf einige Tage ins Quartier bekommen; ich sollte für ihn nur ein Plätzchen aufbewahren, wenn es auch seine gewöhnliche Stube nicht sein könnte, und damit mir nichts widerfahren möchte, so sollten die beiden Gendarmen, mit einer Karte noch besonders versehen, dableiben."

            Ich war wie aus den Wolken gefallen und bewirtete die drei Gäste mit Tränen der Freude! Denn wenn gleich der nur leicht vorauszusehende große Aufwand mich besorgt machen musste, so wusste ich doch vor der Hand wenigstens, dass ich gegen Gewalt Gesichter war. Die 2 Gendarmen verweilten auch nicht lange in der Stube, sondern begaben sich mit ihren Erfrischungen zur Vorsicht in den zugemachten Hof. Und nicht zehn Minuten waren sie da, als die festen Hoftore mit Hebebäumen aus den Angeln gehoben und 24 Mann sichtbar wurden, welche ihr Wesen treiben wollten und fast wütend wurden, als sie wieder abziehen mussten. Ich bekam nun Schildwachen, und doch drangen noch zweimal über 50 Chasseurs und dann noch mehr Grenadiere zu Pferde ein, um die Scheune zu plündern, aber auch mit diesem Verluste wurde ich verschont, so wie nun auch die Schildwachen auswendig angestellt wurden.

            In diesem Augenblicke, in welchem tausend verschiedenartige Gefühle und Gedanken meine Seele durchströmten, lernte ich die Wahrheit recht lebhaft einsehen: dass die Übung der Kraft, des Nachdenkens und der Tugend, wozu wir hienieden bestimmt sind, nicht erfolgen könnte, wenn nicht Übel vorhanden wären, welche ein hohes Maß erreichen, und dadurch das Gefühl mehr als gewöhnlich erschütterten. - Diese Überzeugung zu üben bekam ich bald Gelegenheit. - Weil die Pfarrwohnung das Hauptquartier werden sollte und dazu viel Pferde gehörten, welche man gern in der Nähe haben wollte, so sollte die Kirche ausgeräumt werden! Nun hatte ich wieder neue

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