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vollbracht; die des Tags entbundene Wöchnerin musste mit dem Kinde entweichen, das bald hernach starb.

            Eben so sollten am 26. August zwei Kinder in Falkenau getauft werden; aber es war den ganzen Tag eine absolute Unmöglichkeit, mich zu entfernen, weil das Haus nicht leer wurde und überdies man im Freien in Gefahr war, die Kleidung und Stiefel zu verlieren, wie es schon vielen gegangen war. Am späten und sehr dunklen Abend machte ich mich nebst dem Schulmeister auf, und nahmen der Sicherheit wegen, mittelst einer Laterne, einen ungewöhnlichen Weg durch ein königliches Holz, welches der Kuhstein heißt. Aber kaum hier angekommen, wurden wir Marodeurs gewahr. Um ihnen zu entgehen, mussten wir die Laterne schnell auslöschen, und da wir die Schleifwege, wie die Steinbrüche besser wussten, so entkamen wir unsern Verfolgern glücklich. Ermüdet und wie gekocht kamen wir endlich an Ort und Stelle, wo ich die Wöchnerinnen händeringend antraf, die wie die Hausgenossen in lauter Angst sich befunden hatten, und nur froh waren, dass ich noch hatte kommen können. Es waren rührende Taufen, so wie das solamen miseris, socios habuisse malorum auch hier nicht ohne Wirkung blieb. Aber nun war der Rückweg schwierig; den vorigen Weg durften wir nicht wieder einschlagen und den gewöhnlichen, die Hauptstrasse, durften wir auch nicht wählen, weil wir schon in der Ferne, aus den vielen Laternen die lebendige Regsamkeit auf der Straße hatten bemerken können. Wir mussten also in dunkler Nacht in das freie Feld gehen, und nach einem dreimal so langen Zeitraum gelangten wir gegen Morgen wieder nach Hause. Und nicht lange waren wir angekommen, als uns allerlei Nachzügler, Trainsoldaten und Knechte vom Fuhrweg den Kopf wieder warm machten. Überhaupt haben auch die Wagenburgen uns viel zu schaffen gemacht. Mehr als zehnmal, zu verschiedenen Zeiten haben sie auf Stunden halt gemacht, wenn irgend etwas passierte und dann gleich starke Rationen und Portionen erzwungen. Je ungewöhnlicher die Zeit oft war, wo solche Leistungen ganz unvermutet gefordert wurden, desto beschwerlicher waren sie, besonders wenn sie auch in den Hof kamen und sich suchten, was sie an ihren Wagen brauchten.

            War aber die Lage meiner Wohnung bei den bisherigen Kriegsvorfällen mir nachteilig gewesen, so wurde es nun beides, die Lage der Wohnung, wie des Gartens, und zwar letzterer wegen der auf der einen Seite hinfließenden Flöha, und auf der andern, wegen des aus Böhmen kommenden Fahrweges, welcher von der Kirchenbrücke aus, an der ganzen Länge

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