< zurückblättern Inhalt vorblättern >

Ich aber bemerkte bald eine Veränderung in meinem Körper und fühlte einen heftigen Frost, dass ich mich zur Ruhe begeben musste, was seit vier Tagen nicht ordentlich geschehen war. Zum Glück kam in der Nacht ein wohltätiger Schweiß, welcher am Morgen so heftig war, dass ich nicht aufstehen konnte, als meine Einquartierung am frühen Morgen abreisen wollte. Ich ließ daher den Herren Offizieren meinen nochmaligen Dank sagen und sie ließen durch einen preußischen Jäger von mir Abschied nehmen und Besserung wünschen.

            Mit innigen Empfindungen des Dankes gegen die Vorsehung sahe ich den kommenden Ereignissen entgegen, die auch nicht lange außen blieben. Schon nach einigen Stunden nötigte mich ein starker Zuspruch von Kosaken zum Aufstehen, welche den ganzen Tag mit andern abwechselten. Sie verlangten und erhielten Speise, Trank, Fourage und Wäsche und manchen andern Platz. So verging der Tag und Abend bis nach 11 Uhr, ohne besondere Auffälligkeit, denn ihr Betragen war wenigstens so, wie man es von Kosaken nicht anders erwarten konnte, und den Verlust durfte man nicht achten, wenn man eine heile Haut behalten wollte. Desto merkwürdiger wurde aber die Nacht. Denn kaum hatte ich, nach dem Sprichwort, um 12 Uhr einen Fuß im Bette, so pochte es sehr stark am Torwege. Der Sicherheit wegen nahm ich keinen Anstand ungesehen die Ursache selbst zu erforschen, als ein bekannter Mann mit einer Laterne, sich als den Führer einiger Wagen mit blessierten Preußen ankündigte, welche mich nur zu sprechen wünschten. Wie nun geöffnet worden war, so zeigte es sich, dass es blessierte Offiziere und Gemeine waren. Ein preußischer Leutnant, welcher durch den Arm geschossen und abgestiegen war, kam nebst dem Generaladjutanten des Fürsten von Wittgenstein in den Hof, welcher eben wie die ihn begleitenden Baschkiren zu Pferde waren. Von diesen Offizieren erfuhr ich sodann, dass sie nach Dresden gewollt hätten, weil aber die Strasse um Freiberg, von Nossen aus, von den Franzosen schon abgeschnitten gewesen, so hätten sie schnell umkehren müssen, und daher bäten sie, ihnen den kürzesten und sichersten Weg nach Böhmen zu zeigen. - Unter diesen Reden waren wir alle in der Wohnstube angekommen, wo ich sogleich einige Erfrischungen besorgen ließ, welche sie mit Dank annahmen. In Rücksicht auf ihre Bitte tat ich aber, durch mancherlei Vorfälle, oft sogar durch ein unschuldiges, aber übel ausgelegtes Wort, misstrauisch und vorsichtig gemacht, weiter nichts, als dass ich ihnen eine Spezialkarte gab und zu rechte legte. Sie waren bald orientiert und schrieben sich die Orte in zwei Richtungen

222

< zurückblättern Inhalt vorblättern >