< zurückblättern Inhalt vorblättern >

sahen, die auch zum Teil hier verpflegt wurden. Die Ersteren begaben sich in ihre Heimat und die Sachsen kamen in das am 5. März errichtete Lazarett nach Augustusburg. Nachdem Österreich am Kriege Teil genommen, wurde es zwar unterbrochen, späterhin aber für alle kranke Militärs wiederhergestellt. Dadurch aber, dass so viele Kranke, die auf dem Wege nach Augustusburg nahe bei meiner Wohnung vorbei gefahren werden mussten, auch durch die Dörfer meiner Parochie geführt und öfters zu einem Mittagsbrot einquartiert wurden, entstanden am Ende des Jahres und in den Wintermonaten so viele Kranke, dass ihre Anzahl lange über 80 war, und in dem Dorfe Gückelsberg nur 2 Häuser frei blieben; und doch war kein Arzt zu haben. Ich fasste also Mut, versahe mich mit allerlei, von einem erfahrenen Arzte mir geratenen Mitteln, und begab mich in die vielen Krankenstuben, um teils zu trösten und zu helfen, wo ich konnte, teils zu verhüten, was zu verhüten möglich war. Es starb eine große Menge und ich kam noch mit vielen Beulen am Kopfe, Hals und Rücken davon, die mir aber erst viele Schmerzen machten.

            Waren die ersten Monate 1813 ohne besondere Vorfälle gewesen, so ging nun die für uns merkwürdigste Zeit an. Am letzten März bekamen wir zuerst 11 Mann Kosaken zu sehen, die ordentlich auserwählt zu sein schienen; sie verhielten sich gut, kamen nur in das Gericht und zu mir, und ritten wieder nach Oederan zurück. Allein am 1. April kamen schon über 100 Mann, welche schon mehr forderten und dann nach Chemnitz marschierten. Den folgenden Tag kamen einige Tausend preußische Infanterie, von denen ein Oberster, mit mehreren Offizieren mein beschiedenes Teil wurden, worauf bald Preußen, bald Russen, zu Pferde und zu Fuß, nebst einem großen russischen Artillerie-Park, der auf das Pfarrfeld kam, abwechselten, so dass es bis zum letzten April fast gar nicht leer wurde. Bald ging es gut, bald aber auch nicht. Hingegen machten die preußischen Freiwilligen zu Pferde eine ganz besondere Ausnahme. Es waren lauter gebildete Menschen, die bei mir im Hause waren, und sich so betrugen, dass es ein freundschaftlicher Besuch zu sein schien. Die Gewohnheit der Russen aber, einander zu besuchen, brachte mir noch eine Menge Gäste in das Haus, welche auch guten Appetit hatten, und einmal die ganze Schneiderherberge. Unter den Bedienten einiger Offiziere war auch der Oberschneider mit. Dieser hatte nicht sobald eine lichte und bequeme Stube bei mir bemerkt, als auch schon genau 20 neue Soldaten, lauter Schneider, im Hause waren, welche fast acht Tage ihr Wesen trieben, ehe ich sie wieder los

218

< zurückblättern Inhalt vorblättern >