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zogen, das Dorf von Preußen nicht leer wurde und doch, gleich andern Dörfern, die keinen Soldaten gesehen hatten, eine so starke Lieferung, von 6 Scheffel Hafer auf die Hufe aufbringen musste.

            Nur wenige Tage hatten uns die letzten Preußen verlassen, als die merkwürdige Schlacht bei Jena geliefert wurde, deren damalige Folgen bekannt sind, und die Bekanntmachung von der uns Sachsen bewilligten Neutralität war kaum eine Stunde in meinem Garten an der Straße angeschlagen, als wir auch schon bayrische Kavallerie zur Einquartierung erhielten, die ihren Missmut überall zu erkennen haben, wodurch die Furcht der Einwohner noch mehr erhöhet wurde. Um nichts zu versehen, ging ich dem ersten Offizier, einem Rittmeister, so bald er den Hof betrat, entgegen und machte ihm die gewöhnlichen Höflichkeitsbezeugungen: wie ich mich freute, ihn kennen zu lernen, noch mehr aber, dass wir einander als Freunde sähen. Er aber erwiderte schnell: " Das ist eben nicht gut, wäre ich nur 3 Tage ehr gekommen, so wäre ihre Uhr meine gewesen, ehe ich zur Haustüre gekommen wäre." - Ein schöner Trost, dachte ich, und gab meinen Hausgenossen den nötigen Wink! Es ging so ziemlich, denn ich bediente die Gäste meistens selbst; es wurde aber gleich eine teure Einquartierung, weil man den Wein nicht kostbar genug bekommen konnte. Bald hernach kam bayrische Infanterie, wo besonders ein Offizier uns den Kopf sehr warm machte, und gleich mit einer Stimme einzog, dass das Haus erschütterte. Hierauf folgten Württemberger, auch Franzosen, welche nach Schlesien zogen, wo wir zufrieden waren, wenn es nur mittelmäßig ging, weil der Anfang so unfreundlich gewesen war. So ging es den ganzen Winter fort, in welchem die Truppen bei ungünstiger Witterung oft starke Tagereisen von 6 und 7 Meilen machen mussten und daher oft sehr missmutig spät ankamen. Es erfolgte der Friede zu Tilsit, wo etwas Ruhe wurde, bis der neue Krieg mit Österreich im Jahre 1809 die schon berührten unruhigen Tage für uns herbeiführte.

            Alles dieses war nur ein Vorspiel der Einquartierungen, welche 1812 bei dem Heerauszuge der Franzosen nach Russland und 1813 vorfielen, wo unser Vaterland der blutige Schauplatz wurde. Den Anfang machten königlich bayrische Truppen, von denen mehrere Einquartierungen uns zu Teil wurden, unter welchen der damalige Oberste, Graf von Rechberg und der Hauptmann von Thierek sich rühmlichst auszeichneten. Kurz darauf wurden wir, ohne Unterbrechung, mit einer zwölfmaligen Einquartierung und immer in guter Anzahl beehret, teils

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