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auch diese Erfahrung gemacht! In dem größten Bedrängnis bekam ich Gelegenheit, meiner Parochie einen großen Nutzen durch die Erfahrung ihrer Kirche in so fern zu verschaffen, dass sie nicht zu einem Pferdestall umgewandelt wurde, welches man sehr ernstlich Willens war und ich nur mit vieler Mühe und Bitten abwenden konnte. Die oft gemachte Erfahrung, dass die Vorsehung sich gerade da in ihrer wirksamsten Tätigkeit zeige, je ungewöhnlicher die Begebenheiten und je angreifender die Vorfälle sind, die uns schwache Sterbliche in Besorgnis setzen, habe ich mehrmals bestätiget gefunden, wie aus der folgenden Erzählung erhellen wird.

            Noch ist es mir unbegreiflich, wie ich z.b. bei den Retiraden von Lützen und Dresden her, wo so viele, zum Teil höchst aufgebrachte Menschen, mehrere Tage nach einander Tag und Nacht, stündlich abwechselten und Befriedigung verlangten, noch so glücklich durchgekommen bin, ohne gemisshandelt zu werden, oder bei denen im Pfarrgarten am 1. und 3. Oktober 1813 entstanden blutigen Gefechten, wo so viele Kugeln in das Haus kamen, und ich doch nirgends entfliehen konnte, nicht verwundet worden bin. Hier nächst bin ich zweimal, der mir mit Gewissheit drohenden Plünderung, wider alles Denken und Erwarten, wie durch ein Wunder entgangen: einmal am 6. Mai 1813 abends, durch einen mir bisher ganz unbekannt gewesenen russischen Major, Baron von Bennigsen und sodann am 4. Oktober durch die getroffene Vorsorge des französischen Obersten, vom 26. Linien-Regiment, der früher schon mehrmals bei mir einquartiert gewesen war.

            Zu diesen Zeitpunkten kamen wir also noch mit der bloßen Furcht davon. Und wenn wir da gleich das Unsrige behielten, wiewohl einzeln sowohl eine Stube, als auch eine hochgelegene Kammer mit Viktualien ausgeräumt wurde, so wurde doch auch noch so viel requirieret, dass zuletzt alle Vorräte aufgezehret waren und fast alle Wäsche, teils zu Bekleidung, teils zum Verbinden hatte hergegeben werden müssen, denn der Zeitraum war zu lang, in welchem man mich in Anspruch nahm.

            Genau genommen, kann man von der Zeit an rechnen, wo bei dem Marsch der Preußen nach Frankreich, das so starke Infanterie-Regiment des Fürsten von Hohenlohe, in starken Abteilungen einquartiert wurde, und wir schon einen ziemlichen Vorgeschmack von dem bekamen, was kommen könnte, wenn es einmal Ernst werden sollte.

            Nachher waren wir viele Jahre hindurch, wenn man die vielen Spannungen oder anderen Leistungen, wie sie 1813 auch

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