< zurückblättern Inhalt vorblättern >

            Am andern Tag kamen russische Kürassiere. Es waren riesenhafte Männer mit großen Pferden; der ganze Schlossberg war voll.

            Den 16. und 17. Oktober hörte man ganz deutlich eine Kanonade, die, wie man hörte, bei Leipzig war; später erfuhr man es mit Gewissheit. Es war grade Kirchweihfest und Stadt Schellenberg erhielt verwundete Russen und Österreicher, und zwar schwer Verwundete, die den andern Tag nach Böhmen abgeführt wurden; des Abends kamen immer wieder andere. Es war ein trauriger Anblick, diese armen Soldaten zu sehen. Man hörte, dass Napoleon die Schlacht verloren und die Alliierten in Leipzig ihren Einzug gehalten. Der König von Sachsen kam in Gefangenschaft, was für Sachsen nicht erfreulich sein konnte. So verging die Zeit. Endlich hörte man, dass ein österreichisches Armeekorps von Leipzig aus nach Dresden sei, weil sich noch daselbst eine französische Besatzung von 30.000 Mann befand, und zwar in einem sehr elenden Zustand.

            Es waren Krankheiten ausgebrochen, und die Teuerung hatte eine ungeheure Höhe erreicht. Die Kanne Butter kostete 3 Taler, die Metze Kartoffeln 15 Neugroschen, eine Metze Grütze 4 Taler, eine Metze Erbsen 1 Taler, eine Kanne Milch 7 Neugroschen 5 Pfennig, ein Ei 5 Neugroschen, ein Apfel 1 Neugroschen 3 Pfennig; manche Lebensmittel waren für den höchsten Preis nicht zu haben. So sah es in Dresden aus. Unter der Besatzung waren auch 6.031 Kranke.

            Den 11. November kam der Vertrag zwischen beiden Teilen zu Stande, und die Besatzung wurde Kriegsgefangene. Diese armen Soldaten waren in einem äußerst elenden Zustand.

            Jetzt erhielt Stadt Schellenberg Einquartierung von Österreichern, welche von Dresden zurückkamen, und hier einen Rasttag hatten. Mittlerweile kamen auch kranke Franzosen von Dresden hierher aufs Schloss, wo wieder ein Spital eingerichtet wurde; die Verwaltung desselben wurde dem Herrn Bürgermeister Kindermann von Seiten des Justizamtmann Gottschald übertragen, der seines Dienstes in Großwaltersdorf als Vizerichter wieder enthoben worden. Hier sah man erst Elend; diese armen unglücklichen Soldaten erregten das größte Mitleid, denn es waren welche dabei, die kaum 16 bis 17 Jahre alt waren und diese großen Strapazen mit ertragen mussten; ich kannte selbst einen Tambour welcher 14 Jahre alt und aus Paris war, er sprach vollkommen deutsch, da gab es noch viele dergleichen. Die Krankheit brach aufs neue aus, und zwar auf eine schreckliche Art; diejenigen, welche nur eine Spur von

209

< zurückblättern Inhalt vorblättern >