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hielt mit ihrem Pferd in des Herrn Gerichtsdirektor Baumgarten Gehöfte. Es war ein französischer Ulane. Auf dem Markte, ganz nahe an dem Hause des Herrn Klempnermeister Weigelt, wurde ein großes Biwakfeuer unterhalten, dass man jeden Augenblick denken musste das Haus würde in Brand geraten

            Gegen Abend wurde reges Leben. Die Franzosen trafen Anstalten zum Rückzug, welcher auch erfolgte; sie zogen sich nach Mittweida zurück.

            Am andern Morgen, als den 13. Oktober, Freitags, sah man mit Erstaunen, wie durch das Schloss österreichische Reiterei kam, unter den ersten war auch derselbe, der von den zwei Franzosen am 11. Oktober verfolgt wurde; ich kannte ihn sogleich. Er ritt einen schönen Fuchs und sagte im Vorbeireiten: das habe ich meinem guten Pferde zu verdanken. Nun ging der große Marsch vor sich.

            Ich ging sogleich auf das Schloss, wo der Herr Amtmann mit einer großen Generalität war; er gab mir eine große Laterne und dann musste ich mit einem andern Boten, ein bejahrter braver Bürger, mit Namen Christoph Michael, in den Pavillon des Lindenhauses. Daselbst war der kaiserlich österreichische Feldmarschall, Fürst von Schwarzenberg, mit mehreren anderen Generalen, sie hatten Landkarten ausgebreitet, und es wurde beraten, wohin die Armee ihren Marsch nehmen sollte, über Chemnitz oder über Mittweida; nach längerer Beratung wurde beschlossen, dass der Marsch nach Chemnitz gehen sollte, worauf sogleich Adjutanten an die Regimenter abgefertigt wurden, denn es waren schon mehrere Regimenter bei der Vogelstange aufmarschiert und warteten auf Ordre. Da es auf den Treppen des Pavillon finster war, so musste ich mit meiner Laterne voran. Im Fortgehen wurde ich gewahr, dass ein Adjutant seinen Mantelsack hatte liegen lassen; ich gab dem andern Boten die Laterne und ging zurück, da war der Fürst sehr freundlich und fragte, ob ich es gleich gesehen hätte. Als wir auf den Schlosshof, bei der Kirche, kamen, waren schon die Pferde zum Aufsitzen in Bereitschaft; der Fürst hatte einen schönen Rappen.

            Ich und der andere Bote wollten zum schwarzen Tore hinaus, da kam ein Mann in ländlicher Kleidung und sagte zu mir, ob ich ihm nicht ein wenig Branntwein und ein Stückchen Brod verschaffen wollte, denn er sei die ganze Nacht umhergegangen und habe den Spion für den Fürsten gemacht; die Kleider, die er trage, habe er von Krumhermersdorf, und seine Soldatenkleider habe er dort gelassen; er habe zwar eine

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