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dauerte eine Zeit lang, dann mussten sich die Österreicher wieder nach Dittmannsdorf zurückziehen. Obgleich es nur ein kleines Gefecht war, so waren doch von beiden Seiten mehrere geblieben. Bei einem Österreicher wurde ein Brief vorgefunden, den derselbe an seine Geliebte gerichtet hatte, und der vor vielen Jahren in dem Schellenberger Wochenblatt veröffentlicht wurde und folgendermaßen lautete: " Meine liebe Katinka! Wie viele Berge und Täler sind zwischen mir und dir, und Gott weiß ob wir einander wieder sehen werden!" Und so war es auch, er hatte wahr geschrieben, er hatte seinen Tod in weiter Ferne gefunden und wurde in Erdmannsdorf mit begraben. Bei diesem Gefecht wäre auch bald die Brücke mit abgebrannt worden.

            Während dieser Zeit war auch der König von Neapel aufgebrochen und kam mit seiner Generalität den Schlossberg herunter; er ritt ein braunes Pferd und war ein stattlicher schöner Mann, trug blaue Uniform mit Gold gestickt; auch sein Mohr in türkischer Tracht ritt ein solches Pferd. Von da begab sich derselbe wieder zurück.

            Des nachts hatten sich die ganzen Franzosen zurückgezogen und nicht einer war mehr zu sehen.

            Am andern Morgen, den 12. Oktober, Donnerstags, dachte man, es wäre alles ruhig, aber es dauerte nicht lange, so kamen die Franzosen wieder und nahmen ihre alte Stellung ein, es waren jedoch nicht so viel, wie am Tag vorher. Da gab es neue Not. Sie gingen und holten alles, was sie brauchten, besonders Lebensmittel. Unter dem Jägerhof, rechter Hand, in dem Garten, wurde geschlachtet, und den armen Einwohnern, besonders von Grünberg, wurde das Vieh genommen; da hatten sie auch eine Kuh bei dem Begüterten Müller, aus dem Gute, was Herrn Willmersdorfs Beigut ist, geholt, und in dem Garten, wo sie eben geschlachtet werden sollte, ihr einen Schlag gegeben, sie aber nicht recht getroffen, worauf sie sich losreißt und glücklich entkommt; obgleich ihr mehrere Kugeln nachgeschickt wurden, so traf sie doch keine. Als der Besitzer mit den Seinigen zurück kommt, liegt die Kuh vor dem Stall und will hinein. Der Besitzer hat dieselbe noch viele Jahre gehabt.

            Obgleich die Franzosen Freunde waren, so war doch hier an keine Freundschaft zu denken. Der ganze Tag war gewiss einer der traurigsten. In der Hinterstadt wurde mitunter geplündert, und mehrere Einwohner hatten sich in den Kunnerstein geflüchtet. In der Oberstadt war es nicht so; der Amtmann Gottschald hatte für eine Salvegarde gesorgt, und diese

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