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aus Böhmen in Sachsen eingetroffen waren; es waren wieder Kroaten, von denen der Oberst bei dem Bürgermeister war. Von da an musste ich nach Gornau durch mehrere Piketts, die mir aber nichts taten, und doch denselben Abend den Vizerichter Ay so gemisshandelt hatten, dass er kurz darauf starb, und nun waren die Österreicher über sechs Wochen in hiesiger Gegend. Auf den Grünberger Feldern und auf Herrn Willmersdorfs Beigut war ein Lager, und dieses musste von den benachbarten Ortschaften unterhalten werden. Der General Klenau hielt sich größtenteils auf dem Schlosse auf.

            Alle diese Begebenheiten aufzuzeichnen müsste einen großen Raum einnehmen, und so will nur die wichtigsten davon berühren.

            Die armen Einwohner hatten weiter nichts zu tun, als nur auf Botenwache zu sein, welche alle sechs Stunden abgelöst wurde. Als ich auch einmal mit einem andern, Namens Carlowitz, an einem Sonntage auf der Wache war, und die Zeit der Ablösung herankam, denn es war eben 3/4 6 Uhr vor über, so sagten wir zu einander, wir wollten bis an den Jägerhof hinunter gehen und uns ein wenig umsehen; da wurden wir denn gewahr, dass bei dem Jägerhof von Hohenfichte her preußische Husaren und Kosaken kommen. Wir gingen nun in der Stadt wieder herauf, und weil unsere Zeit noch nicht ganz um war, mussten wir mit. Sie marschierten dahin, wo jetzt die neue Stadtkirche steht, wo auch sogleich der Amtmann Gottschald zugegen war. Sie beabsichtigen hier zu biwakieren; der Amtmann machte alle Einwendungen, allein es half nichts. Die Husaren wurden in der Oberstadt einquartiert und die Pferde kamen auf das Schloss. Es dauerte nicht lange, so loderten auch schon die Biwakfeuer auf. Nicht weit davon stand ein kleines Häuschen, welches bei dem Bau der neuen Stadtkirche abgetragen wurde, worin ein kranker Familienvater mit sechs unerzognen Kindern, von denen das älteste 10 Jahr alt war, wohnte; diese arme Familie hatte eine traurige Nacht, denn die Kosaken waren nur als halbe Menschen zu betrachten. Am andern Morgen waren sie so frech und plünderten in der Niederstadt. Ich war grade im Lehngericht, als der Anführer der Husaren daselbst zu dem der Kosaken sagte, es ist eine Schande wie sich Ihre Leute benehmen, es ist so schlimm genug für die Untertanen, das will auch Ihr Kaiser Alexander nicht.

            Überhaupt waren diese Preußen von angesehenen Familien, und betrugen sich musterhaft. Ihre ganze Equipage war elegant.

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