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gut ausgezeichnet, denn sie glaubten Napoleon würde wieder ein vereinigtes Königreich herstellen, und darum hatten sie sich auch immer tapfer gehalten. In Witzschdorf lebt heute noch einer von jenen Ulanen, ein Greis von fast 80 Jahren, mit Namen Jankowsky, welcher in Sachsen blieb.

            So verging nun die Zeit in der besten Hoffnung. Der Waffenstillstand wurde verlängert, und man war in banger Erwartung.

            Den 22. August, nachmittags 3 Uhr, musste ich in das Amt kommen. Da war eine amtshauptmannschaftliche Verordnung eingegangen, und es mussten sogleich 3 Boten abgefertigt werden, einer nach Wiesenburg, einer nach Schwarzenberg und einer nach Wolkenstein. Es wurde mir freigestellt wohin ich wollte; ich wählte Wiesenburg, eine Meile über Zwickau, wohin ich gegen halb 4 Uhr von Schellenberg abging. Als ich nach Chemnitz kam regnete es und es wurde auch schon spät, ich wusste auch keinen Weg weiter, und doch musste ich am andern Morgen früh dort eintreffen. Die Strassen waren in keinem solchen Zustand wie jetzt. Wie ich nach Reichenbrand kam, mochte es nachts gegen 10 Uhr sein, und wusste nicht, wo ich hingehen sollte. Da kam ein Wagen mit zwei Spannbauern, welche ihre Pferde an demselben hatten; diese hielten gerade an, weil sie aus Reichenbrand waren; da fragte ich sie denn, wo sie hin wollten, worauf die Antwort war, nach Zwickau. Ich fragte sie, ob sie mich nicht mitnehmen wollten, da erhielt ich die Antwort, es käme nicht auf sie an, auf dem Wagen säße ihr Herr; dieser Herr aber hieß mich auf den Wagen steigen, und nahm mich mit. Es war ein französischer Offizier, aber welchen Grades konnte ich des nachts nicht unterscheiden; er war überhaupt ein menschenfreundlicher Herr. Sein Regiment hatte am 7. September 1812 der Schlacht bei Mosaisk beigewohnt und dabei schrecklich gelitten; er wollte nur seine Mutter noch einmal sehen. Er war so freundschaftlich, und versah mich mit einem Mantel, schenkte mir auch mehrere Male aus seiner Weinflasche. Unsere Reise ging sehr schnell, um 3 Uhr, früh, waren wir schon in Zwickau. Als dieser Herr bei dem Rathause abgestiegen war, fuhr ich mit den beiden Spannbauern in den Gasthof zum Paradies; kaum waren wir dort angekommen, so bliesen auch die Trompeten schon, denn das 14. Husaren-Regiment stand in Zwickau und dieser Herr hatte Ordre gebracht. Auch in dem Gasthof waren 3 Husaren dem einen half ich mit, denn sie waren noch ganz jung. Halb 6 Uhr kam ich auf den Markt, da stand das ganze Regiment marschfertig; während dieser Zeit kam auch

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