und gleich sofort nach Empfang des Patente. Als ich nach Waldkirchen zurück kam, war der Vizerichter Felber abwesend, und war auch nicht einmal ein Gerichtsschöppe anzutreffen; endlich kam der Vizerichter Felber, ehe er aber kam waren auch schon die Wagen besorgt, und nun eilte ich zu Hause, wo ich hörte, dass der Amtmann Gottschald schon zweimal geschickt hatte. Da war mir freilich nicht wohl, doch verständigte und überzeugte ich ihn, dass mich der Oberforstmeister Seckendorf in Zschopau 4 Stunden aufgehalten hatte; da war er doch damit einverstanden und sagte, dass ich außer Schuld sei. Auch waren die Franzosen und Bayern in den benachbarten Orten aufgebrochen und hatten ihren Marsch nach Dresden fortgesetzt. Als Napoleon nach Dresden kam, musste auch gleich der König von Sachsen, welcher sich damals in Prag befand, zurück, was auch sehr gut war, denn die jungen Franzosen benahmen sich so nicht am besten als Freunde, was hätte nun werden sollen, wenn sie als Feinde in Sachsen
eingetroffen wären?
Mehrere Tage darauf hörte man, dass die Schlacht bei Bautzen vorgefallen sei, was sich auch bestätigte. Kurz darauf hörte man auch, dass ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, worüber alles froh war, denn man dachte es würde nun wieder Friede. Die Spannbauern, welche hatten spannen müssen, trafen auch wieder ein, aber mancher war dabei, der weder Pferde noch Wagen zurückbrachte; unter diesen war auch der unlängst verstorbene Gutsauszügler Weber aus Dorfschellenberg. Ob nun zwar Waffenstillstand abgeschlossen war, so kamen doch immer frische
Truppen aus Frankreich, Bayern etc.
Acht Tage vor Pfingsten kamen sehr viele junge Soldaten aufs Schloss in Hospital. Es waren Sachsen, welche vor zwei Monaten noch im Kreise ihrer Familien waren und
jetzt die größten Strapazen hatten ertragen müssen.
Am zweiten Pfingstfeiertage war Gottesdienst auf dem innern Schlosshofe rechter Hand; es war ein Tag, der jedem Anwesenden von großem Interesse sein musste, der Pfarrer Bergmann hielt die Predigt, er war Feldprediger gewesen, hatte dem Feldzug 1796 unter einem Dragonerregiment und der Schlacht bei Kaiserlautern beigewohnt. Ob nun zwar über tausend Menschen zugegen waren, so herrschte doch die tiefste Stille als das schöne Lied, was Paul Gerhardt in seiner größten Not fertigte: Befiehl du deine Wege etc. gesungen wurde, wobei manche Träne floss; wen hätte es aber auch nicht rühren sollen, da gab es Väter, Mütter und Geschwister, die
ihre Angehörigen gerne sehen wollten und vielleicht zum letzen mal.
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