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Pfeil und Bogen als asiatische Krieger gegen die Neugierigen hatten sehen lassen. Auch waren 14 Preußen angekommen, welche auf dem Schloss waren; es waren zwei Husaren, ein Gardist, ein Grenadier, die übrigen gehörten der Infanterie an. Diese guten Leute hatten ihren Marsch nach Freiberg fortsetzen wollen, hörten aber, das Napoleon mit der Hauptarmee über Waldheim und Nossen war, und so konnten sie nicht dahin gelangen, weshalb sie hierher gekommen waren.

            Den 9. Mai, als Sonntag früh, musste ich in das Amt kommen. Es war noch sehr früh und musste mit dem schon erwähnten Rentschreiber Mittelbach nach Borstendorf, ob mir schon nicht am besten zu Mute war, es konnte aber nichts helfen; dieser hatte die Anweisung vom Herrn Amtmann Gottschald, alles vorrätige Brot in Beschlag zu nehmen. Einem Begüterten wurde ein ganzes und einem Hausbesitzer ein halbes gelassen, das übrige wurde gewogen und musste geliefert werden; das Pfund wurde nach jetzigem Geld mit 1 Neugroschen 3 Pfennig in Ansatz gebracht. Als wir in das Lehngericht kamen gab die Frau Obristin von Grünewald eine ganze Bäcke Brot her. Gegen Abend hatten wir viel Brot, was auch sein wollte. Ehe wir nun von Borstendorf abgingen kam schon wieder ein Bote und brachte die Nachricht, dass den andern Tag eine Kuh geliefert werden musste. Wie wir nun von Borstendorf abgingen war es schon Nacht; als wir nach Marbach kamen sahen wir viele Biwakfeuer auf den Dorfschellenberger Feldern; der Herr Rentschreiber war erst besorgt, er dachte es wären Franzosen, ich sagte aber es würden wohl Bayern sein, und es war auch so, ob wir schon auf französisch angerufen wurden. Bei dem ersten Pikett wurden wir angehalten und ausgefragt; als wir sagten, dass wir Brot für die Soldaten besorgt hätten, ließen sie uns passieren, was auch der Pass auswies. Als wir an das zweite Pikett kamen, wurden wir wieder angehalten; da war ein junger Korporal, welcher mich sehr freundlich ansah, auch ich wurde aufmerksam; endlich sagte er: kennst du mich denn nicht? Wie wir uns nun verständigten ergab es sich, dass er das Jahr zuvor bei den Eltern des Herrn Bürgermeister Kindermann als Webergeselle gearbeitet hatte, in dem Hause in der Niederstadt, was jetzt die Witwe Lorenz besitzt.

            Den 10. Mai, früh, musste ich wieder in mehrere Amtsortschaften, in der Zschopauer Gegend, denn wenn Patente ausgefertigt wurden, mussten immer 5 Boten ausgeschickt werden, weil das Amt gegen 50 Ortschaften hatte, mit Neusorge, Lichtenwalde und Rittergut Börnichen. Diesmal traf es Sprung

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