< zurückblättern Inhalt vorblättern >

Waldkirchen zu gehen und bekannt zu machen, dass der Ort sächsische Soldaten aufnehmen sollte, welche im Spital waren. Andere Boten mussten auf andere Orte, was auch nicht gut war, denn es dauerte nicht lange, so kamen auch schon Kosaken, welche sich nicht am Besten benahmen; sie hielten auf dem Schlossberg, es waren gerade die, welche das Jahr zuvor die Sachsen bei Kobrin gefangen genommen hatten, denn man sah auf ihren Pferden die roten Decken von den Ulanen; sie gingen auf das Schloss und nahmen bei dem Amts-Inspektor Kaden ein Pferd mit. Auch gingen sie in das Schloss, woraus sie mitnahmen was ihnen gefiel, unter andern auch die Stiefel, welche Prinz Lieschen getragen hatte, die wahrscheinlich nicht lange gehalten haben werden, weil sie fast hundert Jahr gestanden hatten.

            Am andern Tag, als den 7. Mai, Freitags, musste mein Vater nach Freiberg um vielleicht zu erfahren, ob nicht das Pferd wieder zu erlangen sei; es war aber alles umsonst.

            Den 8. Mai, als den Sonnabend, musste ich nach Pleiße [Pleißa?] über Chemnitz, wo ich eine Verrichtung hatte. Der Tag war sehr heiter und schön; wie ich nach Euba kam, bis an den Gasthof, kam ein Erdmannsdorf mit Namen Schindler, welcher mir sagte, dass seit 7 Uhr früh die Franzosen schon durch Chemnitz gingen. Es war auch so; ich konnte nicht einmal durch, sondern ich musste warten bis eine Abteilung vorüber war. Größtenteils waren es junge Soldaten. Die Musik und das Wirbeln der Trommeln lies nicht nach; die letzten waren Bayern, und diese hatten lauter Hörner, worauf sie den bekannten bayrischen Marsch bliesen, welcher zu jener Zeit was ganz Neues war. Man schätzte diese Armee auf 80.000. Als ich auf dem Rückwege bis an den Gasthof zu Euba kam, begegnete mir ein junger Mann mit einem Pferd; er fragte mich ob er sicher sei, ich wusste erst nicht was er damit sagen wollte, endlich sagte er, die Russen haben mir meine beiden besten Pferde genommen und mich noch misshandelt, was ich auch sah, denn er hatte noch Wunden an sich; ich versicherte ihm, dass er vor den Russen sicher sei, und er ging dann mit seinem übrig gebliebenen Pferd weiter nach Chemnitz zu. Unterwegs wurde ich noch krank, es war ein außerordentlich warmer Tag, ich legte mich eine Weile in Erdmannsdorf bei einem guten Freund in den Garten, bei dem Hause, was jetzt der Herr Fabrikbesitzer Schneider hat. Endlich ging ich nach Hause; als ich zurück kam hörte ich, dass ein russischer Major nebst zwei Baschkiren nach Schellenberg von Flöha hergekommen waren, sich eine Weile im Lehngericht aufgehalten und ihre Kunst mit

194

< zurückblättern Inhalt vorblättern >