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in den preußischen Festungen waren noch Franzosen; Napoleon war nach Paris geeilt, um eine neue Armee ins Feld zu stellen. Auch dessen Verbündeten ging es nicht besser, Bayern, Baden, Württemberg und anderen Staaten.

            Die letzte Woche vor Ostern trafen die ersten Preußen ein; es waren größtenteils Freiwillige. Plaue, Flöha und die anderen Orte an der Hauptstrasse erhielten Husaren, welche gewiss ganz bemittelte Familien angehörten; Grünberg und andere Orte in unserer Nähe erhielten Jäger, auch diese waren Freiwillige; ihr Benehmen war ohne Tadel. Sie blieben ein paar Tage stehen, dann ging der Marsch weiter nach Chemnitz zu. Nun kamen die Russen.

            So rückte nun auch das Osterfest heran. In der Stadt Schellenberg lagen noch viele Bürger am Nervenfieber krank. Am dritten Osterfeiertag waren russische Quartiermacher eingetroffen; auch sollte noch denselben Tag die Einquartierung ankommen. Ich musste nach Zschopau in die Apotheke, doch wollte ich auch gerne die Russen sehen; ich eilte nun so sehr ich nur konnte, um wieder nach Hause zu kommen. Als ich nun auf dem Rückweg bis bald an den Goldbach war, wo damals viel großes Holz stand, hörte ich auf einmal etwas, ich sah mich um, und da hielt auch schon Reiterei ganz nahe bei mir. Ich sah nun wohl, dass es Russen sein mussten. Sie wollten nach Hennersdorf, wohin ich ihnen den Weg zeigte; auch waren sie ganz freundlich gegen mich, besonders der Leutnant, welcher mir die Hand reichte und sich noch bedankte.

            Als ich nach Hause kam waren die Russen noch nicht eingetroffen; es dauerte aber nicht lange, so kamen sie von Hohenfichte her. Der Stab von einem Infanterie-Regiment kam nach Stadt Schellenberg; Grünberg, Hohenfichte, Metzdorf, Erdmannsdorf und alle Nachbarorte waren mit Einquartierung belegt.

            Die Russen brauchten viel Branntwein und der war sehr teuer, fast gar nicht zu bekommen, die Kanne ganz ordinärer kostete nach jetzigem Geld 8 bis 9 Neugroschen; auch Heringe waren ihnen ihr Liebstes, sie waren ebenfalls teuer, denn das Stück kostete 3 Neugroschen, auch 3 Neugroschen 4 Pfennig, nach jetzigem Geld, und mussten in Grünhainichen geholt werden, weil in Schellenberg nicht genug zu bekommen waren. Übrigens herrschte die größte Mannszucht, denn wer etwas versah, wurde auf das Härteste bestraft.

            In Erdmannsdorf feierten sie ihr Osterfest. Der Oberst, welcher auf dem Rittergut lag, war ein Fürst Ypsilanti; ob nun dieser nicht ein Verwandter von jenem Alexander Ypsilanti

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