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sei, und zwar in einem ganz einfachen Schlitten. Nun war mit Gewissheit anzunehmen, dass es mit der Armee ganz schlecht stehen müsse. Moskau war durch Brand vernichtet, was für die Franzosen ein großes Elend war. Nun wurde es auch noch furchtbar kalt, denn zu Weihnachten war eine außerordentliche Kälte. Die Sachsen nur, welche bei dem siebenten Armee-Korps waren, befanden sich noch in Polen.

            Im Januar des Jahres 1813 mussten wieder Rekruten ausgehoben werden, und zwar nochmals durch den Graf Ronow, gegen 60 bis 70 Mann. Aus Schellenberg kam Niemand dazu. Diese Rekruten mussten gleich zum Ersatz nach Polen zur Armee; es dauerte aber nicht lange, so wurden auch die Sachsen von den Russen zurückgedrängt. Die Nachrichten wurden immer trauriger und bedenklicher.

            Ende Februar traf auch der Hauptmann Brück hier ein und überbrachte die Nachricht, dass sofort ein Hospital eingerichtet werden müsse, wozu auch gleich Anstalten getroffen wurden. Das war aber zum größten Nachteil für Stadt Schellenberg.

            Durch die neuen kriegerischen Aussichten hörten auch fast alle Geschäfte auf.

            Den zweiten März, als am Fastnachtstage 1813, trafen die ersten Wagen mit solchen unglücklichen Soldaten hier ein. Es war ein trauriger Anblick diese Soldaten zu sehen; krank, mit erfrornen Händen und Füßen, mit schlechter Bekleidung versehen, mussten diese das größte Mitleid erregen.

            Am 3. März kamen noch mehrere Wagen solcher Unglücklichen, unter welchen sich ein Artillerist vom Jägerhof befand, mit Namen Sela Lange, welcher erst vor einigen Jahren starb. Anfangs ahnte man nichts; der Gottesdienst wurde wie gewöhnlich in der Schlosskirche fortgehalten, allein es dauerte ein paar Tage, so brach ein bösartiges Nervenfieber aus, was auch zum Nachteil der Stadt war.

            Der erste Soldat, welcher starb, war aus Leubsdorf, mit Namen Lange, ein Trainsoldat; er war der Erste und Letzte, welcher auf ordentliche Weise begraben wurde.

            Nun brach auch das Fieber in der Stadt aus, und im Spital wurde es viel schlimmer. Die Schlosskirche wurde geschlossen, und der Gottesdienst musste in der alten Stadtkirche gehalten werden. Von nun an starben auch sehr viel Soldaten. Die Apotheke befand sich da, wo jetzt der Herr Forstinspektor wohnt. Die Soldaten wurden mit Wagen auf den Totenacker gebracht, auch hörte man jedes Mal, wenn derselbe ankam.

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