< zurückblättern Inhalt vorblättern >

            Unterdessen gingen aber immer noch einzelne Truppenmärsche auf der Hauptstrasse durch.

            Anfangs September war wieder Rekrutierung. Der Graf Ronow von Augusteberg bei Nossen hatte die Aushebung. Es mussten wieder gegen 60 Mann geschafft werden, aber diesmal betraf es in Stadt Schellenberg niemanden. Kurz darauf traf auch die Nachricht ein, dass eine Schlacht bei Mosaisk den 7. vorgefallen, und Napoleon als Sieger in Moskau eingezogen sei. Da gab es Neuigkeiten, denn man versprach sich viel, überall wurde davon gesprochen; es hatte aber auch manchen Soldaten gekostet; Napoleon wusste auch seine Verbündeten dabei zu benutzen. Bei der großen Armee befand sich auch die schwere sächsische Reiter-Brigade unter dem General Thielemann. Diese Brigade bestand aus dem Garde-Korps und dem Kürassier-Regiment von Zastro, und einer reitenden Batterie. Beide Regimenter zählten vor der Schlacht jedes noch 500 Pferde; da überbringt ein Adjutant den Befehl vom Kaiser, dass die schwere Reiter-Brigade eine Redoute erstürmen soll. Sie erstürmten zwar die Redoute, aber nur der fünfte Teil kam zurück, die anderen lagen auf dem Schlachtfelde; ich habe selbst mit einem Augenzeugen gesprochen, welcher mir sagte: der Anblick war schauderhaft, als ich meine Landsleute in so einem Zustand sah.

            Auch aus Marbach waren zwei Brüder von dem noch lebenden Wagnermeister Spindler mit in dieser Schlacht, einer bei der Garde-Korps und der andere war Kürassier. Auch aus Kunnersdorf waren zwei bei den Kürassieren, der eine war Korporal, und von diesem ist nicht das Geringste wieder zum Vorschein gekommen.

            So verging der September, auch noch die ersten Tage im Monat Oktober, ohne dass man viel hörte. Ein paar Tage vor dem Kirchweihfest ging ich nach Oberwiesa; als ich nach Flöha kam traf ich zwei Bayern, der eine gehörte zur leichten Reiterei, der andere schien Bedienter zu sein. Ich fragte sie unter andern, wie es wohl aussähe; da hörte ich wohl, dass es schlecht stand, auch ihre beiden abgetriebenen Pferde bewiesen es, welche einem General gehörten, der auf dem Schlachtfelde geblieben war.

            So vergingen mehrere Wochen, ohne dass man vom Kriegsschauplatze etwas hörte. So rückte nun der November, auch der Anfang vom Monat Dezember heran. Endlich hörte man, dass Franzosen auf der Hauptstrasse durch Flöha wären, welche sich in einem elenden Zustande befänden. Auch traf kurz vor Weihnachten die Nachricht ein, dass Napoleon in Dresden eingetroffen

188

< zurückblättern Inhalt vorblättern >