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Neugierigen, welche den Kaiser sehen wollte, hatte sich versammelt; es war ein reges Leben auf der Hauptstrasse, alle viertel Stunden traf ein Kurier ein, und dann ein Feldmarschall oder General. Ich ging mit einem guten Freund nach Oederan, da gab es erst ein Leben; zwischen den drei Schwanen und dem Kaufmann Schramm'schen Hause hielt die französische Garde, und bei dem Rathause die sächsische Leib-Kürassier-Garde. Gegen 12 Uhr hörte man das Geläute der Glocken, und kurz darauf kam der Kaiser in einem achtspännigen Wagen, wobei noch zwei andere Wagen waren. Auf des Kaisers Wagen befand sich auch der Mameluck Rostan. Es wurde umgespannt, der Kaiser hielt sich nur noch kurze Zeit auf und reiste dann nach Freiberg weiter. Die Bedeckung, sowohl von sächsischer, als auch von französischer Seite ritt mit, und zwei dergleichen, welche von Chemnitz mitkamen, blieben in Oederan. Eine Stunde hierauf kam ein furchtbares Gewitter, wobei es auch in dem benachbarten Görbersdorf einschlug. In Dresden war alles vorbereitet worden, um nur den Kaiser auf das Ehrenvollste zu empfangen.

            Die Sachsen waren dem 7. Armee-Korps zugeteilt, unter dem französischen General Reynier. So verging denn die Zeit, ohne dass man viel hörte; es war jeder besorgt, denn die Zeitverhältnisse waren betrübend. Die Söhne unseres Vaterlandes waren fern, wo gab es nicht Familien welche einen Freund, einen Bekannten dabei hatten. Endlich hörte man, dass die Klengel'sche Brigade, welche aus dem Regiment König und Niesenmeuschel, nebst einer Schwadron Ulanen bestand, am 12. August bei Kobrin gefangen worden sei, was auch die Wahrheit bestätigte. Ich kenne heute noch zwei alte Soldaten, welche mit in Gefangenschaft kamen, der Chaussee-Wärter Löschner in Krumhermersdorf, und der Schneidermeister Fiedler in Oberwiesa. Sie haben mir oft ihre Drangsale erzählt. Der russische Oberst, welcher sie übernahm, um sie nach Kiov zu bringen, war ein Sachse, mit Namen Reichel, eines Müllers Sohn bei Annaberg; er war aber äußerst grausam gegen seine Landsleute, sie sagten, sie wären von den Russen später weit besser behandelt worden.

            Den Sommer über gab es so viel weiße Schmetterlinge, dass sich Niemand erinnern konnte schon einmal so etwas gesehen zu haben, denn wo man ging oder stand war es, als wenn man von ganzen Wolken umgeben wäre; gab es eine feuchte Stelle auf einem Weg, oder sonst wo, so war alles überfüllt, auch auf den Bäumen, wo sie gesessen, sah es blutrot.

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