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der Hand die Stadt je eher je lieber verlassen müsse, möge es kommen wie es wolle. Darauf gaben Mehrere ihren Beifall - endlich erklärten sie sich alle einmütig zum Unternehmen bereit. Man trank sich heute wacker zu, der Bedenklichere trank sich Mut, der Mutigere Begeisterung. Und noch ehe sie diesen Abend auseinander gingen, schwuren sie sich auf die gekreuzten Säbel Verschwiegenheit und Treue bis in den Tod. Die Verschwörung war fertig. Der Plan ward nach und nach vollends geschmiedet. Was der eine Abend noch unbestimmt gelassen, bestimmten genauer die folgenden. Sie wollten einen geeigneten Tag abwarten. Bis dahin wollten sie noch die übrigen nicht anwesenden Sachsen zum Beitritte zu bewegen suchen. Unser Rochlitzer ward zum Anführer gewählt, zwei andere, die beiden Mitsprecher des ersten Abends, zu Unterführern. Ein auf der linken Seite der Brust, in den obersten Knopf eingeritztes Kreuz, sollte das Kennzeichen der Verschwörer sein. Der Versammlungsplatz für den Tag des Aufbruchs wurde ebenfalls bestimmt. Das Signal zum Sammeln und zum Aufbruche selbst sollte die Trommel geben.

            So war denn alles im geheimen beraten worden. Niemand in der Stadt, weder Freund noch Feind, ahnte etwas davon. Da führte mich eines Morgens mein Schulweg durch die Stadt. Ich hörte Trommeln wirbeln. Vergessen war die Schule, und ich lief munter hinter den Tambours drein. Aus mehreren Häusern stürzten Soldaten mit Sack und Pack heraus und liefen alle dem Markte zu. Hier war auch bald ein ziemliches Häuflein von Soldaten versammelt eilig in Reih' und Glied aufzustellen. Eben schlug die Glocke des Turms 8 Uhr, da setzte sich der Zug in Bewegung und eilte im Sturmschritt auf das Tor zu. Das Tor war verschlossen und davor stand ein preußischer Leutnant mit den Wachsoldaten, bereit, sich dem Ausgange zu widersetzen. Er ward mit noch einigen Gemeinen niedergeschossen, die übrigen flohen. Nach einigen Versuchen gelang es der Schar das Tor zu sprengen, und unter Trommelwirbel ging der Zug stürmisch weiter. Jetzt ward es aber auch in den übrigen Stadtteilen lebendiger. Die Trommeln wirbelten, und als ich mit meinen feiernden Schulkameraden auf dem Hauptmarkte anlangte, fanden wir schon einen großen Teil des Regiments hier versammelt, bei dem immer neue Mannschaften aus den entlegenen Stadtteilen anlangten. Jetzt ward auch unter den Bürgern der Stadt bekannt, dass das ausgezogene Chor aus lauter Sachsen bestehe, die sich aber flüchten wollten.

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