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und der Täter hat nur noch auf Belohnung Anspruch zu machen. Der stolze, herrschsüchtige König ist gleichgestellt dem gemeinen Verbrecher - und wie? Ihr wollet ihm noch dienen, ihr - nicht einmal Preußen ihr - Sachsen ihr - nicht durch freiwilligen Fahnenschwur an seine Person gebunden, sondern auf die Empörentste, rechtloseste Weise zu seinem Dienste gezwungen? Oder erinnert ihr euch nicht mehr der traurigen Stunde, da euch derselbe Geächtete aus den Armen eurer alten Eltern, eurer geliebten Geschwister hinwegriss, euch zwang, den ruhigen heimischen Herd, da man eurer so sehr bedurfte, mit dem Geplagtesten, heimatlosen Söldnerdienst zu vertauschen? Habt ihr der unerhörten Plackereien schon vergessen, die euch vom ersten Augenblicke des preußischen Dienstes an, bis noch vor wenig Stunden unaufhörlich unverdient getroffen haben? Und dieses ungerechte, dies drückende Joch sollen wir noch länger tragen, auch jetzt noch ruhig, ohne Murren dulden? Auch jetzt noch sollen wir dem fremden Despoten in unverbrüchlicher Treue anhangen, dem wir doch nie Treue schuldig waren, am wenigsten jetzt schuldig sind, da er im Namen des ganzen deutschen Vaterlandes von der deutschen Kaiserin für rechtlos erklärt worden ist? Nein, nein! Ich lese in allen Euren Mienen den unerschütterlichen Vorsatz: wir wollen ihm, dem geächteten Zwingherrn, keinen Augenblick länger dienen! Aber ebenso deutlich nehme ich auf euren Gesichtern, in euren Herzen die bedenkliche Frage wahr: wie mögen wir diesen Entschluss auch ungefährdet ausführen? - Freunde vernehmt hierüber wenigstens meinen Rat, die Ausnahme die Ausführung desselben bleibt euch immer noch selbst überlassen. Wir verlassen die preußischen Fahnen, entweder in Masse und öffentlich, oder einzeln und im geheimen. Für letztern Weg der Flucht, scheinbar den sichersten, spricht vielleicht die Stimme der Klugheit - aber, Kameraden, einer falschen Klugheit. Die überall ausgestellten geheimen Spione der Preußen werden mit leichter Mühe die einzeln und wehrlos fliehenden Sachsen aufgreifen, um sie zur schimpflichsten Todesstrafe hierher zurückzuschleppen. Wie übersäet ist jetzt das Land mit preußischen Wachposten. Das traurige Ende, welches die Flucht so manches andern Sachsen schon genommen hat, wenn einer und der andere sie noch so geheim allein versuchte: auch dies sollte euch die geheime Einzelflucht abraten. Wir alle, die wir gezwungen in diesem Regimente dienen - gegen 200 Sachsen, sind wir nicht alle Eines Landes Kinder, also gleichsam eines Leibes Glieder? Warum sollen wir dadurch, dass jeder sein Heil einzeln versucht, von jedem befürchten müssen, dass es vom

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