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verlangt würden. An diesem Tage wurde ein Transport von 15 Mann nach Chemnitz geliefert, worunter aus der hiesigen Stadt vier Mann waren; drei waren aufs neue wieder eingeführt worden, als 1) George Jäger, ein Tischler, welcher eine Frau hatte; 2) Johann Georg Petschmann, Bürger und Weber, ein Hausgenosse, welche eine Frau und zwei Kinder hatte; 3) Johann Christoph Petschmann, dessen jüngster Bruder; 4) der oben gedachte Johann George Löscher; von diesen wurde keiner weiter angenommen, als Johann Georg Petschmann, der Hausgenosse.

            Den 30. und 31. Dezember sah man, wie die Soldaten die armen jungen Burschen und Männer vom Lande hereingeführet brachten, mit Stricken zusammengekoppelt wie die Pferde, welches einen Stein in der Erde hätte erbarmen mögen; hinter den Soldaten her sah man einen alten Vater und eine alte Mutter gehen, welche über ihr Kind weinten, desgleichen auch Brüder und Schwestern. Auf dem Felde wurden die jungen Mannspersonen wie die Hasen von den Soldaten herumgetrieben bei so großer Kälte; des Nachts mussten sie sich wie das wilde Vieh verkriechen, und vor Hunger und Kälte fast vergehen. Man hörte auch, dass viele tot gefunden worden sind an andern Orten. Bei dem Beschluss des zurückgelegten Jahres kostete der Scheffel Korn 9 und 10 Taler, die Gerste 6 und 7 Taler. Bei den überhäuften und schweren Abgaben war auch noch lauter Geld-Wucherei.

            1763, den 1. Januar als am Neujahrstage, sah es in der Kirche recht betrübt aus, weil die Mannspersonen sich alle geflüchtet hatten, und sich Niemand von denselben hinein wagte; nur etwas Weibspersonen befanden sich in derselben.

            Den 2. Januar, als am Sonntage, war es wieder betrübet, die Kirche war fast ganz leer. Man sah weiter nichts als Mannschaften, welche von den Soldaten eingetrieben und hereingebracht wurden, wo sie immer zwei und drei mit Stricken zusammengebunden hatten, und in das Lehngericht in Gewahrsam gebracht wurden. Des Nachts ist einer davon zum Fenster hinausgesprungen, welcher aus dem Blaufarbenwerk Zschopenthal war und auch glücklich davon kam.

            Den 3. Januar ist das Kommando mit samst den angeworbenen Mannschaften von hier wieder abgegangen, es ist auch in der Stadt weiter nicht ausgesuchet worden, sondern der Amtslandrichter ist von hier nach Chemnitz gereist, da denn sogleich den selbigen Nachmittag Ordre gekommen, dass keine Mannschaften mehr abgeliefert werden sollten, weil die Regimenter alle komplett waren, sondern es sollten für jeden

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