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Winter gewesen, dass es vom Monat Oktober an beständig kaltgewesen, es hat von Fastnacht bis zu Ostern täglich geschneit und zu Zeiten war so viel Schnee, dass weder Menschen noch Vieh fortkommen konnten; diese Witterung hat sich erst am Karfreitag geändert, worauf eine so große Hitze eintrat, wie sie in dem heißesten Sommer kaum zu erwarten ist, welche gegen 3 Wochen dauerte; dann trat wieder 8 Tage lang eine solche Kälte ein, dass starkes Eis fror; diese Kälte dauerte vom 1. bis zum 8. Mai. Durch die große Hitze im Monat April war fast alles ausgetrocknet, weil es gar nicht geregnet hatte. Es gab sehr viel große Käfer und Raupen, die an manchen Orten alles abfraßen.

            Den 3. und 4. Mai rückte die Reichsarmee um unsere Gegend herum an und nach Stadt Schellenberg kam das Hauptquartier, auf den umliegenden Dörfern bekamen zwei, drei Häuser eine Kompanie. Es sollten nebst dem Hauptquartier noch 300 Mann in die Stadt kommen, aber durch viele Bemühung wurde solches abgewendet.

            Den 7. Mai, früh um 4 Uhr, ging das Hauptquartier von hier nach Brand bis Freiberg. Der kommandierende General Graf von Marquoir hatte sein Hauptquartier auf dem Jägerhof.

            Den 8. Mai kam die Kriegskasse von der Reichsarmee nach Stadt Schellenberg. Es war nicht viel Volk mit dem Hauptquartier abgegangen, denn es stand in hiesiger Gegend alles voll. Die Not kannte keine Grenzen. In den Mühlen war kein Brot zu bekommen, da die Juden, welche bei der Reichsarmee waren, alles aufgekauft hatten. Der Scheffel Korn kostete 11 bis 12 Taler, und überhaupt war alles sehr teuer.

            Den 9. Mai sah man nichts als hin- und her marschieren aus einen Ort in den andern, und wo andere einrückten musste immer wieder aufs neue geschafft werden.

            Den 12. Mai, Nachmittag um 4 Uhr, kam unvermutet der Marsch, dass sie in aller Stille hinaus auf das Feld fielen und an Pferden, Ochsen mit samt den Besitzern hinwegnahmen, was sie nur antrafen. Ein Soldat brachte zwei Ochsen mit einem Bauer herein, der musste in des Hauptmanns Kutsche spannen. In einer Stunde war das ganze Volk weg; es konnten nicht genug Boten geschafft werden. Der Marsch ging hinauf nach Marienberg und nach Frauenstein. Die Preußen hatten die Vorposten zwischen Waldheim und Döbeln überfallen und teils niedergehauen, auch einen Teil gefangen genommen; dadurch entstand das Ausreißen.

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