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            „Oh!“ Rief Sibylle und schlug erstaunt die Hände zusammen. „ Melken denn da die Prinzessinnen auch die Kühe? Buttern sie? Schlafen sie im Kuhstalle? Schaffen sie den Mist in den Hof?“

            „Bewahre!“ Lachte Fingerling. „Das lassen sie sein bleiben.“

            „Trägt der König dann auch ein so grobes Hemd wie unsere Bauern?“ Fragte Gottlob. „Isst er solches schwarzes Haferbrot und Kürbispappe? Pflügt und drischt er auch selbst?“

            „ Denkt nicht daran!“ Sprach Fingerling. „Sie schauspielern bloß, und gleich wie die Schauspieler nicht im Ernste weinen, sich erstechen oder vergiften und nicht im Ernste Hunger leiden oder sterben; so macht es auch der König und das andere Hofvolk bei der Bauernwirtschaft. Sie spaßen bloß. Doch nun wollen wir weiter fahren. Morgen gegen Abend können wir in Dresden sein. Und wenn es wahr ist, dass der Dresdener Papiermüller für den Zentner Lumpen einen Gulden mehr zahlt als der unsere, so wird uns der Weg reichlich vergütet. Nebenbei sehen wir, wie es in der Hauptstadt und bei Hofe zugeht. Ein Schellenberger, der wohl eben so arm und niedrig war denn ich, hat sein Glück bei Hofe gemacht. Hofschleusenräumer ist er geworden, und ein solcher Posten soll seinen Mann reichlich ernähren. Durch ihn hoffe ich manches zu sehen zu bekommen. Er ist nicht nur mein Landsmann, sondern auch ein ehemaliger Schulkamerad und immer eine ehrliche, treue Haut gewesen. Frisch drauf. Binder! Es kommt ein Bergelchen - so! Uhp! Uhp!“

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