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            „Warum sie nur das tun?“ Fragte Gottlob. „Sie brauchten dem Petz nur ein paar richtige Kugeln vor den Kopf zu brennen, dann wäre es vorbei mit ihm.“

            „Das will man ja nicht,“ sprach Fingerling, „sondern seinen Spaß so lange als möglich an der Bestie haben. Unser Herr Cantor hat mir's neulich auseinander gesetzt, wie sich das Ding eigentlich verhält. Die vornehmen Leute, sagte er, wie unser allergnädigster Landesvater und andere fürstliche und gräfliche Personen, bekommen zu Zeiten ihr Wohlleben endlich auch einmal satt, wie wir manchmal unsere Not. Damit sie nun einmal den Wechsel haben, lassen sie sich zu ihrer Kurzweil so etwas Not und Elend, Krankheit und Tod, Armut und Schande, Krieg und Mord vormachen, sodass man schon vom bloßen Zusehen weinen muss. Das heißen sie schauspielern. Und ein solches Schauspiel ist auch die Bärenhetze, und je mehr der Bär dabei sich wehrt, zersetzt wird und auch die Hunde zerfetzt, desto angenehmer ist's den vornehmen Zuschauern. Unter dem vorigen Könige hat es sogar Löwen, Tiger, Panthertiere und andere fremde Bestien gegeben, die sich einander gebissen und zerrissen haben. Das ist aber teures Fleisch gewesen, indem ein einziger Löwe oder Tiger mehr gekostet hat, als eine große, große Herde Kühe und Ochsen. Manchmal führen sie sogar bei Hofe Bauernwirtschaften auf, wobei der König einen gemeinen Bauer vorstellt und die Prinzen und Prinzessinnen Knechte und Kuhmägde.“

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