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            „Mein Fleischstück hatte er schon zwischen den Zähnen,“ jubelte Heinz, „und dennoch musste er's wieder herausgeben. Grollt dich's, mein lieber Bär? Huh! Wie er brummt und seine langen Zähne fleischt!“

            „Hopp, Annemarie! Hopp!“ Höhnte Kunzens Karl, „immer höher, mein Petz! Plauz, lag er da wie ein Nusssack. Bist du auf deine Nase gefallen, brauner Pelzmann? Nun, versuche es immer noch einmal. Ein prächtiges Stück Fleisch. Wie begierig er darnach schnobert! Hopp! Etsch, es war wieder nichts.“

            Die Bindfäden mit den Fleischstücken waren in unaufhörlicher Bewegung. Der arme Petz glich dem Tantalus, welchem die köstlichsten Früchte über dem Munde hingen und die jedes Mal von einem neidischen Winde weggeweht wurden, so oft der hungrige Tantalus darnach schnappte. Die Luft- und Bocksprünge des Bären, dessen unwilliges Brummen, zorniges Aufbrüllen, lautet Keuchen und Heulen machten den Knaben vielen Spaß. War das Tier endlich müde, neue, vergebliche Anstrengungen zu machen, so nahten sich ihm die Lockspeisen von allen Seiten. Vor seinen lüstern funkelnden Augen hüpften die Fleischstücke in verführerischer Nähe, berührten seinen Körper, verharrten wohl gar auf demselben in scheinbarer Ruhe. Wenn das vernünftige, erste Elternpaar dem verbotenen Apfel nicht widerstehen konnte, wie hätte ein unvernünftiges Tier Stärkeres vermocht? Darum begannen des Bären Anstrengungen wieder, sobald er nur einigermaßen sich von denselben erholt hatte.

            Mit Argusaugen hatten die Knaben die Untätigkeit

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