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            Aber da ging auch schon die Stubentür auf und herein trat Noack, der Bärenwärter. Sibylle schrak heftig zusammen, erblasste und verkroch sich.

            „Ihr habt einen schlimmen Hund, Fingerling!“ Begann der Wärter mit seiner heiseren Stimme. „Gar zu gern wäre er mir in die Beine gefahren. Meine wilden Bären verstehen mehr Lebensart als er. Ihr müsst ihm doch nicht satt zu essen geben? Ja, ja! Machte ich es ebenso mit meinen Bestien, so würde gestern von Euerm Töchterlein nicht viel übrig geblieben sein. Das Kostgeld für meine Bären wird mir schmal Zugemessen; aber lieber will ich selbst darben, als meine Tiere hungern lassen. Warum ich zu euch komme? Der gnädige Herr Schlosshauptmann will euch gern sprechen und aus Euerm Munde die wundersame Rettung Eures Töchterleins vernehmen. Mein armer Petz kann das Kind noch immer nicht vergessen. Er mag nicht fressen und gebärdet sich wie ein Verzweifelnder. Kommt ja bald. Große Herren warten nicht gern. Aber Euern Hund bindet an, damit kein Unglück entstehe.“

            „Mein Hund tut sonst keinem Kinde etwas zu Leide,“ versetzte Fingerling, „und ich begreife nicht, was ihm in die Krause gefahren ist, dass er gegen euch so tobt. Nur gegen Spitzbuben ist er schlimm, und ein solcher seid Ihr doch nicht.“

            Als der Haderlump hierbei dem Wärter starr ins Antlitz blickte, veränderte sich dasselbe, wiewohl nur für einen so scharfen Beobachter, wie Fingerling war, erkenntlich. Dieser fuhr dann fort: „ Meldet dem

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