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in der Wand des Hauses befestigt war und ihren wellenförmig gestreckten Körper quer über die Gasse spannte. Von dem geöffneten Maule senkte sich eine eiserne Kette herab, an welcher ein blecherner Kranz und in demselben eine eben solche Weinflasche nebst einem daneben stehenden Glase sich befand. Noch hing, gleichsam als Steuerruder oder Luftfänger, ein Schweif von Werg herab, dessen Ende den Erwachsenen fast bis auf die Nase reichte. Sonach schien es, als wenn der Weinschenk nicht bloß durch den Sinn des Gesichts, sondern auch durch den des Gefühls sein Dasein den Weindurstigen zu erkennen geben wollte. Ja, man konnte selbst das Gehör dazu rechnen, indem das Weinzeichen fast immer in schwingender Bewegung sich befand und dabei ein durchdringendes Quietschen seiner Angeln zu hören gab. Warum man solchen und ähnlichen Verlockungsmitteln das Zeichen einer Schlange verliehen haben mag? Nun, das ist leicht zu sagen. Eine listige Schlange war's ja, welche unser erstes Elternpaar zum Äpfelbiss verleitete, und darum versucht man es noch immer, durch künstliche Schlangen die Menschen nicht zum Essen, wohl aber zum Trinken, ja Betrinken zu verführen. Hüte sich ja ein jeder vor dergleichen Schlangen, die jetzt an den Wein- und Bierhäusern oft andere Gestalten angenommen haben, nichts desto weniger aber lauernden Schlangen unter bunten Blumen gleichen. Außer diesem Weinzeichen befand sich noch ein zweites an dem gedachten Hause, mit der Aufschrift: „Kurfürstlich Sächsische Schock-, Quatember- und Geleits-Einnahme.“ Da keins dieser

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