< zurückblättern Inhalt vorblättern >

und obendrein vor unser Aller Augen geschehen. Bist du rein gewaschen, Sibylle, und fertig angezogen? Wir wollen heute nicht die Letzten in der Kirche sein.“

            Als die Glocken zum ersten Male vom Kirchturm erklangen, rüstete sich Fingerling zum Aufbruche. Er trat zu Gustels Schmerzenslager, gab ihr die Hand und sagte gerührt: „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge will der Herr sich ein Lob bereiten. Das hat er gestern an dir gezeigt. Ich aber gehe, in deinem Namen den Herrn mit zu danken. Er behüte dich ferner.“

            Schon nahte sich Fingerling nebst Sibylle der Stubentür, als diese aufging und ein Bursche von etwa fünfzehn Jahren hereintrat.

            „Guten Morgen, Ohm! Guten Morgen, Muhme!“ sagte er grüßend und reichte jedem die Hand. „He, Sibylle, bist du auch noch gesund und auf dem Damme? Aber wo habt ihr die Kleine? Schläft sie etwa noch?“

            „ Sollte der Junge da schon etwas von der Bärengeschichte vernommen haben und deshalb hier sein?“ Fragte Fingerling seine Frau. „Es ist fast nicht möglich, obschon das Unglück wie das Glück die schnellsten Boten zu haben pflegen. Doch ich sehe in der Anwesenheit des Burschen einen Fingerzeig und die Möglichkeit, dass du mit mir in die Kirche gehen kannst. Gottlob ist verständig, dazu Gustels Liebling - er wird die Kleine gewiss wie seinen Augapfel hüten. Hurtig, Frau, ziehe dich an!“

66

< zurückblättern Inhalt vorblättern >