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            Wenn jetzt die Todesangst oder der Schmerz in dem verstauchten Beine und dem gebrochenen Arme des Kleinen die Kräfte plötzlich benommen hätte! Wenn die lange nicht im Gebrauche gewesene Falltür gar nicht oder nicht schnell genug geschlossen hätte! Wenn der grimmig brüllende und schnell dahersetzende Bär seine Beute noch vor der Falltür erreichte!

            Die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit eines dieser drei Fälle schwebte allen Anwesenden vor den Augen und machte ihr Blut in den Adern gerinnen. Kein Laut entglitt den fest geschlossenen Lippen. Nur die hoch gehobene Brust zeugte von der inneren Bewegung aller Seelen.

            Gustel, das kleine, vierjährige und dennoch so verständige Kind - es trippelte eilig jetzt durch die Falltür in den Fang herein. Polternd schlug die Falltür hernieder und klemmte des nachsetzenden Bären eine Tatze ein, welche er hierauf notgedrungen zurückziehen musste.

            Gustel war gerettet! Gerettet! Nun aber auch alle Kraft von ihrer Mutter gewichen. Ohnmächtig lag sie am Boden hingesunken. Fingerling hingegen hatte jetzt nur Sinne für sein Kind, das neugeschenkte. Im Nu glitt er über die Mauer hinab in die Tiefe des Bärenfanges, wo er seine Gustel an sein Vaterherz presste. Dann setzte er sich hin und das Kind auf seinen Schoß, ihm die zärtlichsten Schmeichelnamen gebend. In seinem Entzücken übersah er, dass Gustel nur mit ihrem linken Arme ihn umhalsete und den rechten vor jeglicher Berührung zu bewahren suchte. Und dem

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