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Tür zu, verließ seine bisherige Stellung und demnach auch die Gustel; ein dumpfes, drohendes Brüllen entquoll seinem Rachen, den er weit ausriss und blutrot, sowie mit großen, spitzen Zähnen bewaffnet sehen ließ. Erst langsam, dann rascher näherte er sich den Männern unter der Tür bis auf etwa fünf Ellen Entfernung. Dann hielt er an, um sich zum furchtbaren Sprunge niederzuducken.

            „Herr Gott, hilf! Hilf!“ Betete oben die Mutter mit lauter Stimme und auf den Knien liegend.

            „Hilf, lieber Gott!“ Schluchzte an ihrer Seite die gleichfalls kniende Sibylle. „Ich bin unschuldig!“

            „Hilf, starker Herrgott, meinem Kinde,“ übertönte Fingerlings Stimme die anderen, „ gleichwie du den Daniel von den Löwen befreit hast.“

            Alle drei streckten flehend ihre Hände empor zum Himmel.

            Übrigens lagerte eine Totenstille auf der ganzen Menge. Die Pulse stockten, der Atem blieb außen, denn - der Bär sprang jetzt - die Würfel fielen - ob zum Tode oder Leben?

            „Schnell! Komm'! Flieh'!“ Riefen hundert schmetternde Stimmen nun dem Kinde zu.

            Die drei Männer hatten sich im rechten Augenblick zurückgezogen, die Tatzen des herbeispringenden Bären das Pförtlein vollends ins Schloss zurückgedrückt. Wütend wendete er sich um und dem Kinde zu, welches sich erhoben hatte und mit aller Macht dem schützenden Fange zustrebte.

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