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            Ein Zetergeschrei, das grob und fein aus jeglicher Kehle erscholl, sollte den Bären von seinem Vorhaben zurückschrecken. Darum begleitete man jenes außerdem noch mit Pochen, Lärmen, Füßestampfen und anderem Getöse. Allein Bären haben bekanntlich ein sehr dickes Fell, selbst vor den Ohren. Ohne sich daher im Geringsten um die tobenden Zuschauer zu bekümmern, nahte Petz der kleinen Gustel. Schon sahen die Frauen und Mädchen im Geiste diese unter den Klauen und Zähnen des Ungeheuers zerfleischt, in Stücke zerrissen. Darum wendeten sie entsetzt das Angesicht hinweg. Den Männern dagegen sträubte sich das Haar zu Berge, und Leichenblässe überzog ihre Wangen.

            Jetzt hatte der Bär das Kind, das weinende, erreicht. Er erhob seine Tatze - unschädlich sank sie wieder nieder. Ein lauter Atemzug, von der Zuschauermenge ausgestoßen, besagte, was diese jetzt fühlte. Nun beroch Petz die Kleine von allen Seiten, blieb ruhig neben derselben stehen und schmiegte sich dann sanft zu ihren Füßen nieder, dabei seine Schnauze auf Gustel's Achsel bettend. Ein eigenes Bild! Der reißende Tiger neben dem sanften Lamme! Als Gustel eine hastige Bewegung des Schreckens machte, um sich der gefährlichen Nachbarschaft zu entziehen, brach Petz in ein unwilliges und drohendes Brummen aus, daher man dem Kinde zurief, ja fein ruhig und still zu verharren. So währte es an die halbe Stunde. Die Kegel standen verlassen, und vergessen waren des Einnehmers alle Neune. Eins von der Menge war nach Gustels Mutter in die Stadt, ein Anderes nach dem

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