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bemaust unsern Kurfürsten am hellen lichten Tage und nicht etwa bloß um einen lumpigen Scheffel Hafer. Auch wird er nimmer gehängt, erwischt man ihn ja einmal dabei. Uns aber würde man nicht zum Besten mitspielen, entdeckte man unsere nächtliche Wanderung. Binde den Sack fest zu, Matthes! Dann will ich ihn auf deinen breiten Rücken laden.“

            Was des Gewissens quälende Angst, die Nacht, des Bären Wutgebrüll, des Brunnens Düsterheit, des Schlosses Öde und Schreckenbilder, der Träume Necken Gutes in Sibylle erbaut hatten, es stürzte wieder in Trümmer durch die soeben beschriebenen Worte eines Diebes. Gleichwie die nach Feuchtigkeit lechzende Pflanze ihre Poren weit öffnet dem niederfallenden Morgentau, eben so begierig sog Sibylle die Worte des Bärenwärters in sich. Sie stand nicht mehr allein als Diebin da. Mutiger öffnete sich ihr Auge, welches jetzt den grellen Lichtpunkt der Diebeslaterne zu ertragen vermochte. Bei deren Schimmer erkannte sie zwei Männer, welche von einem im Zimmer befindlichen Hausen Hafers ihren Sack gefüllt hatten, den soeben des Einen Rücken in Empfang nahm.

            „Hörtest du nichts?“ Fragte jetzt der Bärenwärter eilig. „Mir war's doch gerade, als raschele etwas. Wenn es nur Einer ist, so schlage ich ihn vor den Kopf, dass er das Aufstehen vergisst.“

            Wirklich hatte Sibylle durch eine Bewegung das vernommene Geräusch veranlasst. Von der Drohung des Bärenwärters in Schrecken gesetzt, suchte sie sich so leise als möglich hinter einen nahen Schrank zu klemmen,

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