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in welches der Vater eine Eisenstange legte. Als deren Ende weiß glühte, erfasste sie der Vater und näherte sich Sibylle also sprechend mit schrecklicher Stimme: „Dieweil du gestohlen hast, so will ich dir deine diebischen Augen ausbrennen, aus dass du fortan im Dunkeln tappest und nicht mehr stehlen kannst. Sperr' sie weit auf, deine Augen!“ Und die glühende Eisenspitze rückte näher und näher, und schon berührte ihr stechender Hauch schmerzend Sibyllens Augenpaar, sodass deren Besitzerin erschrocken zurückbebte.

            Wirklich und nicht bloß im Traume zuckten Sibyllens Augen schmerzlich auf. Sie öffneten sich und blickten erschrocken umher. Eben so schnell schlossen sie sich wieder vor dem grell ihnen entgegenblitzenden Punkte, welcher gleich einer glühenden Eisenspitze sie traf. Unfähig jeglicher Bewegung wie jedes Tones saß Sibylle im Zimmerwinkel, stumpfsinnig und ergeben der Dinge wartend, die da kommen sollten. Ein Murmeln, ein halblautes Flüstern von zwei Stimmen berührte ihr Gehör, welches sich um so weiter auftat, je fester ihre Augen geschlossen blieben. Die eine Stimme kam der Kleinen nicht unbekannt vor. Sie klang etwas heiser und wie die des ihr nicht fremden Bärenwärters.

            „Gib den Sack her, Matthes!“ Sprach sie. „So! Und nun halte fest, indes ich den Hafer einschaufele. Hat man nicht Not und Mühe um das bisschen Nebenverdienst! Wenn ich uns gegen den Schlosshauptmann halte: Sapperlot! Der kann's besser als wir, und wird ihm das Klemmen nicht so sauer denn uns. Der

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