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ihren Mann von seinem mutigen Vorsatze abgehalten haben, hätte dies nicht der Kinder Ruf, welche aus den Fenstern der Oberstube auf den gefürchteten Bären hinunterblickten, bewirkt.

            „Die Leute kommen aus der Kirche!“ Schrieen die beiden Mädchen auf.

            Darauf schaute die Einnehmerin, schaute deren Gatte rat- und tatlos aus dem Fenster. Nur die Kinder und die minder erschrockene Magd erhoben ein lautes Geschrei, um die nahende Menge der Kirchgänger auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Diese wurde jetzt von jenen erkannt.

            Siehe da eine Herde wehrloser Schäflein, welche, die Nähe des grimmigen Wolfes witternd, sich scheu und furchtsam zusammendrängt und in ein klägliches Geschrei ausbricht. Also und nicht anders machten es die Kirchgänger, bestehend aus Männern, Weibern, Kindern und Greisen. In einen dichten Hausen zusammengeballt standen sie und ließen von ihren erblassten Lippen ein furchtbares Zetergeschrei erschallen. Ein furchtbares - sage ich. Denn wirklich flößte dasselbe dem Bären Furcht ein. Er ließ sein Spielwerk - das Weinzeichen - fahren, setzte sich auf die Hinterbeine und heftete unverwandt sein großes Auge auf den schreienden Menschenhausen, jede Bewegung desselben mit seinem Scharsblicke verfolgend.

            „Schieß' nicht!“ Bat die Einnehmerin abermals ihren Mann. „Du siehst ja, dass der Bär sich vor dem Menschenhaufen fürchtet. Sein Kamerad tat ja auch der kleinen Gustel damals nichts. Vielleicht läuft's

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